zum Hauptinhalt

Ich bin ein BERLINER (10): „Die können sogar kochen!“

Die Maueröffnung hat er verschlafen, aber dafür ist Christian Gottschlich ein waschechter Berliner. In unserer Serie "Ich bin ein Berliner" erzählt der Fleischermeister, was sich in seinem Kiez seit der Wende verändert hat.

Die Maueröffnung habe ick verschlafen, weil ick am nächsten Tag arbeiten musste. Ick hab’ das erst jemerkt, als ein Geselle anjerufen hat und sagte, er stehe am Gesundbrunnen und komme später. Ick war auf Arbeit und hab’ an dem Tach noch versucht rüberzukommen. Drei Stunden angestellt hab’ ick mich, bin bis zum Ku’damm jefahren, alles war voll, mir war das viel zu viel. Und eigentlich wusste ick schon da: Wenn’se die Mauer mal uffmachen, kriegen sie die nich wieder zu. Den Westen kann ick mir ooch später anschauen.

Ick bin ein richtiger Berliner, ein waschechter Prenzelberger. Ick bin Fleischermeister in der sechsten Generation, seit dem Mauerfall hat sich nich nur der Bezirk verändert, sondern auch das Geschäft: Zu Ost-Zeiten standen die Kunden vorm Wochenende teilweise ’ne Stunde an und so richtig gute Qualität gab’s ja auch nicht.

Dass wir hier in Prenzlauer Berg sind, ist ein großes Glück. Viele Einwohner mussten raus, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen konnten. Das ist schade, aber die neue Klientel geht zum Fleischer, die kaufen hochwertige Produkte, achten auf Bio und so. Hier werden Küchen einjebaut für 10 000 bis 50 000 Euro. Noch besser finde ick aber, dass die darin ooch wirklich kochen.“

Christian Gottschlich, 41, Fleischermeister aus Prenzlauer Berg.
Christian Gottschlich, 41, Fleischermeister aus Prenzlauer Berg.

© tsp

Vor 50 Jahren hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu dieser Serie finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false