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Ich bin ein BERLINER (30): „Überall Kinder in Marzahn“

Helga Fröbel, 72, war schon immer in ganz Berlin zuhaus: Charlottenburg, Prenzlauer Berg, Marzahn. Doch dann machte ihr die Mauer das Leben schwer. In unserer Serie "Ich bin ein Berliner" erzählt sie, was sie heute am Leben in der Hauptstadt schätzt.

Vom 12. auf den 13. August 1961 habe ich in einer Gaststätte in Stadtmitte Abschied gefeiert, an den Abend kann ich mich genau erinnern. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings nicht, dass es schon zu spät war. Walter Ulbricht gab in der Nacht den Befehl, die Sektorengrenze abzuriegeln.

Ich bin in Charlottenburg geboren, dann zogen meine Eltern und ich nach Prenzlauer Berg. Im Ost-Teil bin ich aufgewachsen, gearbeitet habe ich später am Ernst-Reuter-Platz, in einem der ersten Hochhäuser Berlins. Das war schon toll. Irgendwann wollte ich in die Nähe des Ernst-Reuter-Platzes ziehen, damit ich es nicht so weit zum Büro habe Vielleicht hätte ich es auch danach noch rübergeschafft, die Grenze war ja nicht vollständig zu, aber ich hatte zu viel Angst.

Die Mauer ist quasi vor meiner Haustür aufgebaut worden. Mit meiner Mutter bin ich zur Grenze, Bernauer Straße, und ich hab zu ihr gesagt: ‚Dit musste so sein, dit sollte so sein, ich bleibe jetzt bei dir, hier, im Ost-Teil.’ Keiner dachte, dass die Mauer fast 30 Jahre stehen wird. Wir haben alle gesagt: ‚Dit jeht nich lange!'

Der Mauerfall war ein Neuanfang: Ich bin direkt rüber, habe ein Auto angehalten. Ich bin dann in so ’ne Disco, da tanzten wir ganz ausgelassen, griechisch, so im Kreis. Für mich war dit janz toll.

Wegen meiner Kinder bin ich vor zweieinhalb Jahren nach Marzahn gezogen. Anfangs fiel es mir schwer, mich umzugewöhnen, aber inzwischen mag ich’s hier: das viele Grün, die vielen Kinder – nirgendwo sonst gibt es so viele wie hier.“

Vor 50 Jahren hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten – aufgezeichnet von Jana Gioia Baurmann. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt „Ich bin ein Berliner“.

Helga Fröbel, 72, hat als Berlinerin schon viel mitgemacht - und miterlebt.
Helga Fröbel, 72, hat als Berlinerin schon viel mitgemacht - und miterlebt.

© Tsp

Vor 50 Jahren - am 26. Juni 1963 - hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten - und wie sie die Stadt heute erleben. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu der Serie "Ich bin ein Berliner" finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

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