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Ich bin ein BERLINER (4): „Ne’ Wurscht in Tempelhof“

Peter Zedler wollte "frei sein" und ging 1966 nach Berlin. Heute lebt er als Rentner in Charlottenburg - und spricht im Video über Berliner Wurscht und den Tag, als Leute auf der Mauer saßen. "Ich bin ein Berliner" - die Video-Serie zur berühmten Berlin-Rede von US-Präsident John F. Kennedy.

Nach Berlin bin ich gekommen, weil ich meinen eigenen Kopf habe – und weil ich frei sein wollte. Ich lebte in Ludwigshafen, eine Stadt in Rheinland-Pfalz, es war ein Montag, der erste Tag nach meinem Urlaub. Mein Vorgesetzter kam und brüllte: ’Liefern Sie mir die und die Zahlen!’ Ich weiß noch genau, wie der hieß: Herr Putz. Ich sagte: ’Herr Putz, Sie sind zwar mein Vorgesetzter, aber nicht in diesem Ton, bitte. Die Militärzeiten sind vorbei.’ Am Ende des Tages legte ich meine Kündigung auf den Tisch - und ging. Nach Berlin.

1966 war das. Damals wurden hier immer Arbeitskräfte gesucht, das Angebot war attraktiv: Man bekam den Flug bezahlt und ein Übergangsgeld, vier Freiflüge im Jahr und die Berlinzulage. Ich landete in Tempelhof, kaufte mir eine Zeitung, setzte mich in eine Kneipe, aß eine Wurscht und ging die Wohnungsanzeigen durch … Anzeigen noch und nöcher! Anfangs wohnte ich bei einer älteren Dame in Schöneberg, zur Untermiete. 50 DM kostete die Miete im Monat, heute unvorstellbar.

Peter Zedler, 69, aus Charlottenburg: "Nicht in diesem Ton, bitte".
Peter Zedler, 69, aus Charlottenburg: "Nicht in diesem Ton, bitte".

© Jana Demnitz

An dem Tag, als die Mauer fiel, habe ich gearbeitet. Es war Freitagmorgen und ein Kollege sagte zu mir: ’Da sitzen Leute auf der Mauer.’ Ich habe alles stehen und liegen gelassen, bin mit dem Fahrrad hingefahren und habe mich dazugesetzt.“

Vor 50 Jahren hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt.

Alle bisher erschienen Videos zu dieser Serie finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

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