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Ich bin ein BERLINER (44): „Isch kann Hässisch babble“

Olaf Schäfer, 49, ist zum Studieren nach Berlin gekommen. Inzwischen unterrichtet er selber. In unserer Serie „Ich bin ein Berliner“ erzählt der gebürtige Hesse, was er am Leben in der Hauptstadt schätzt — und welchen Genüssen er heimlich frönt.

Ich jogge regelmäßig, Berlin ist eine tolle Läufer-Stadt. Hier im Treptower Park ist eine der schönsten Joggingstrecken, man kann zehn Kilometer laufen, ohne eine Straße überqueren zu müssen, am Wasser entlang, durch den Wald.

Am 1. Oktober 1988 kam ich hierher, zum Studieren. Das Datum weiß ich noch so genau, weil da das Semester beginnt. Ich bin Hesse, isch kann ooch noch Hässisch babble... Ich hab also, wie man hier so sagt, Migrationshintergrund. Ich trinke auch heimlich Apelwein, esse Handkäs mit Musik und solche Sachen...

Berlin ist eine überschaubare Stadt, überhaupt nicht zugebaut, finde ich. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass viele in ihrem Kiez bleiben, der Neuköllner zum Beispiel schafft es nicht unbedingt über die Spree nach Friedrichshain oder Lichtenberg, der bleibt in seinem Kiez. Vielleicht hat auch deshalb jeder Kiez seine ganz eigene Atmosphäre.

Ich bin Lebenskundelehrer, das ist ja auch typisch für Berlin. Lebenskunde ist die weltliche Alternative zum Religionsunterricht. Ich arbeite an verschiedenen Berliner Schulen, in Neukölln, Friedrichshain und Lichtenberg. Ich habe nicht nur atheistische Schüler, sondern auch jüdische, buddhistische, muslimische – zum Unterricht kommt die ganze Welt.

Ich bin Humanist, und deshalb gelten für mich nicht die zehn Gebote, sondern die Menschenrechte. Ob der Welthumanistentag ein freier Tag werden sollte? Ich denke nicht, dass wir noch einen neuen Feiertag brauchen. Wir haben eh viel zu viele davon. Im Mittelalter soll es das ja mal gegeben haben, irgendwo in Bayern, da hatten die mehr Feier- als Arbeitstage.“

Vor 50 Jahren - am 26. Juni 1963 - hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten - und wie sie die Stadt heute erleben. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu der Serie "Ich bin ein Berliner" finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

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