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Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) bei einer Sitzblockade am 1. Mai 2010 gegen die Nazi-Demo auf der Bornholmer Straße in Berlin: Der demonstrative Akt zog Kritik und Rücktrittsforderungen wegen Rechtsbruch nach sich.

© dpa

Wolfgang Thierse über Neonazis und Sitzblockaden: „Ich bin kein berufsmäßiger Herumsitzer“

Am 1. Mai 2010 beteiligte sich Wolfgang Thierse (SPD) an einer Sitzblockade gegen die NDP - und wurde dafür heftig kritisiert. Ob er auch in diesem Jahr an der Gegendemonstration teilnimmt, wisse er noch nicht.

Herr Thierse, am 1. Mai 2010 beteiligten Sie sich an einer Sitzblockade, um NPD-Anhänger am Demonstrieren zu hindern. Werden Sie sich auch dieses Mal vor den Neonazis auf die Straße setzen?
Ich weiß es nicht. Nichts wiederholt sich automatisch. Wir wissen ja nicht einmal, ob 50 oder 500 Neonazis nach Schöneweide kommen.

Hatten Sie die Aktion vor drei Jahren in Prenzlauer Berg geplant? 
Nein, das hatte sich spontan so entwickelt. Ich bin ja kein berufsmäßiger Herumsitzer.

Auch Parteigenossen warfen Ihnen damals vor, dass eine Sitzblockade doch nur die Polizei in Probleme bringt.
Ach was. Das richtete sich nicht gegen die Polizei, sondern gegen die NPD. Ich bin ja nach freundlichen Worten des Einsatzleiters aufgestanden, und weil ich ein alter Mann bin, hat er mir sogar aufgeholfen.

Welche Konsequenzen hatte die Aktion 2010 für Sie? 
Keine. Der Chef einer Polizeigewerkschaft forderte meinen Rücktritt. Der damalige Innensenator hatte zu mir nur gesagt: „Wolfgang, du darfst das nicht.“ 

Hat die NPD kein Recht zu demonstrieren?
Doch. Aber jeder Bürger hat auch das Recht, sich dagegen zu wehren. Die Bürger müssen einen Aufmarsch der NPD nicht schweigend ertragen. Es gibt ein Recht auf Protest. Aber er muss absolut friedlich bleiben.

Sind Sie denn am 1. Mai in Schöneweide?
Ich weiß es noch nicht. Am Nachmittag muss ich zum Kirchentag nach Hamburg.

Das Interview führte Jörn Hasselmann

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