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Berlin: Ich schau euch in die Augen

Die drohende Kriegsgefahr prägte auch die 53. Berlinale, aber ihrem Geist der Zuversicht konnte sie nichts anhaben. Das müssen die so zahlreich wie selten angereisten Stars gespürt haben: Sie gaben fleißig Interviews wie immer, aber dann wollten sie die Stadt erleben.

Große Filme, Weltstars, Weltpolitik: Diese 53. Berlinale stand ganz im Zeichen Amerikas. Wobei es keineswegs in erster Linie auf Hollywood-Glamour ankam. Eingerahmt vom blendenden Start mit „Chicago“ und dem glänzenden „Gangs of New York“-Finale, setzten Steven Soderbergh, Spike Lee, George Clooney und Spike Jonze mit ihren Wettbewerbsfilmen Akzente für eine neue amerikanische Lust am manchmal grüblerischen Formenspiel. Die angereisten Stars wiederum tauchten, von Nicolas Cage bis Nicole Kidman, teils unüblich tief und erfreulich lange ins Berliner Leben ein und setzten, wie Dustin Hoffman auf der „Cinema for Peace“-Gala, unvermutete politische Glanzlichter; schließlich lag über allem der drohende Krieg. Aber auch der alle verbindende Wille, ob Weltstar oder Berliner Wochenend-Demonstrant, etwas dagegen zu tun.

Also keine Spaßberlinale, wie letztes Jahr, als der neue Direktor Dieter Kosslick mit manch leicht clowneskem Auftritt die bis dahin an der Festivalspitze regierende Strenge hinwegfegte. Aber das macht nichts. Und Kosslick war diesmal während der Eröffnungs- und der Abschlussfeier bei der charmant energischen Anke Engelke in besten Händen. Eine fröhliche Berlinale war es dennoch, trotz zahlreicher besonders düsterer Filme von überallher: Der Festivalmensch ist offen für das Schwierige, aber er will auch feiern. Unmoralisch? Nein, nur zu verständlich.

Und sonst? Die deutschen Filmemacher blieben am Ende zwar in der zweiten Reihe, aber sie gehören zum großen Bilderzirkus wie schon lange nicht mehr: Oskar Roehler, Wolfgang Becker, Hans-Christian Schmid und ihre Schauspieler, die auf eigene Weise zu Stars werden. Irgendwie bekommen wir, auch dafür ist die Berlinale gut, wieder einen Begriff von unserem Kino: Deutsch mag keine ganz große Filmsprache dieser Welt sein, aber sie findet zu ihrem Alphabet zurück. Nun muss sie es nur noch sortieren. Das mit den Bären, den goldenen zumal, das kommt dann schon ganz von allein.

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