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Ideen für Berlin: Hier sind die Antworten!

Neues Stadtwappen, eine Online-Uni, der Schmetterlingscent - irgendwann muss sich doch was ändern! Unser Autor hat jede Menge Vorschläge, was zu tun wäre. Diskutieren Sie mit!

Jeder Berliner ist aufgefordert, einen Besinnungsaufsatz unter dem Titel „Was kann ich tun für meine Stadt?“ zu schreiben. Der Aufsatz darf nicht kürzer als drei, aber auch nicht länger als sechs Seiten sein. Die Worte „dynamisch“, „Synergie“, „maximieren“, „sexy“, „Potenzial“, „weiterentwickeln“ dürfen nicht vorkommen!

Zoo und Tierpark sollen in ihrer bisherigen Form aufgegeben werden. Die Tiere sind, so weit es geht, auszuwildern. Die Anlagen bleiben erhalten. Kleinkünstler, Märchenerzähler, aber auch Tierquäler oder windige Spekulanten sind angehalten, die Tiere darzustellen. Empfohlen wird hierzu Method-Acting. Die Öffnungszeiten bleiben weitgehend erhalten, Kinder und Tiere Eintritt frei.

Bürger, die Häuser mit mehr als 17 Zimmern bewohnen, sollten verpflichtet werden, 13 Nächte auf einer Parkbank, in einer Obdachlosenunterkunft oder unter einer Brücke zu verbringen.

Maus, Ratte, Wildschwein, Fuchs!

Berlin braucht ein neues Wappentier. Kein Schwein weiß, was der Bär bedeutet und warum er gerade unser Stadtwappen besetzt und nicht das von Wladiwostok oder Moskau. Wie wäre es stattdessen mit Maus, Ratte, Wildschwein oder Fuchs? Die stromern ohnehin jeden Tag durch die Stadt.

Sämtliche Buddy-Bären sind an sämtliche Schurkenstaaten zu verschenken, neue Buddy-Bären dürfen nicht aufgestellt werden.

Das Erscheinungsbild der Berliner Taxen muss sich ändern. Der helle Elfenbeinton stimmt depressiv. Stattdessen wird vorgeschlagen, dass die Berliner Taxen ein leuchtendes Zuversichtsblau anlegen.

Spielplätze für Erwachsene müssen in großer Zahl in allen Bezirken eingerichtet werden. Am wichtigsten sind Trampoline oder Laufkugeln, Rolla Rollas oder straff gespannte Seile. Der Aufenthalt auf diesen Spielplätzen bleibt ausschließlich Erwachsenen über Dreißig vorbehalten, Kinder können jedoch ihre Eltern begleiten, sofern sie diese beobachten und sie ab und zu loben und ermutigen.

Automatencasinos sind ersatzlos zu streichen.

Meditationskurse für Busfahrer
Die Busfahrer der BVG müssen verschiedene Sensibilisierungskurse und Meditationsübungen absolvieren. Wer danach weiterhin den Fahrgästen das Gefühl gibt, eine Ladung Altmetall auf dem Weg zum Schrottplatz zu sein, muss seinen Bus ein Jahr durch die Wüste Gobi, die verschneiten Karpaten oder durch Mexiko-City steuern.

Der Berlin-Marathon muss wirklich Ost- und Westberlin verbinden. Die bisherige Streckenführung ist zu westlastig.

Der Bürgermeister und seine Senatoren müssen vor Dienstantritt nachweisen, dass sie Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ und „Das Kapital“ von Karl Marx gründlich studiert haben.

Jeder erste Sonntag im Monat ist im gesamten Stadtgebiet autofrei. Ausgenommen sind Rettungsfahrzeuge, Feuerwehr und Polizei.

Es wird unverzüglich mit dem Aufbau einer zentralen Hunde-DNA-Kartei begonnen. Wer durch diese als Kot-Fabrikant identifiziert wird, muss eine Woche lang Bürgersteige und Parks fegen und pflegen. Nicht der Hund, sondern der Hundemensch ist das Problem. Der Bürgermeister darf nie wieder Wauwireit heißen.

Auf Seite 2: Was Christo noch für Berlin tun kann

Wer sich ehrenamtlich betätigt, soll dieses Engagement verstärkt steuerlich absetzen können.

Es wird dem Regierenden Bürgermeister verboten, die Ehrenpatenschaft für Mehrlingsgeburten zu übernehmen, ebenso wenig darf er sich für Wahlkampfplakate mit Kindern fotografieren lassen, es sei denn, er kann nachweisen, dass er zu den in Frage kommenden Kindern eine stabile und engagierte Patenschaft aufgebaut hat, die erkennbar über die symbolische Patenschaft (manche nennen es symbolische Geiselnahme) hinausgehen muss.

Von 1. Dezember bis 31. Januar muss Vattenfall den Landwehrkanal auf seiner gesamten Länge von 10,73 Kilometern frosten, um eine Eisdecke für Schlittschuhläufer zu schaffen. Die hierzu erforderliche Energie muss aus regenerativen Quellen stammen.

Christo wird gebeten, das Bundeskanzleramt und die Bundesregierung zu verhüllen.

Semmel statt Schrippe!

Das Wort Schrippe (weckt Assoziationen an Schützengräben) ist aus dem Berliner Sprachschatz zu verbannen. Stattdessen soll fortan von Semmeln gesprochen werden, ein Wort wie ein Kopfkissen. Alle Berliner Bäcker sind aufgefordert, sich bei bayerischen und schwäbischen Bäckern das nötige Rüstzeug zu besorgen.

Koalitionsverträge sollen in Zukunft von Romanciers geschrieben und von Lyrikern redigiert werden.

Laubpuster werden verboten. Bei der Laubbeseitigung soll der gute alte Besen rehabilitiert werden und ein glanzvolles Comeback feiern.

Freie Universität, Humboldt Universität und die TU sollen eine Online-Universität gründen, in der polyphon gedacht, gestritten und geträumt wird. Dieser Denkraum versteht sich ausdrücklich als urbaner Abenteuerspielplatz, durch den die Gegenwart bereichert und die Zukunft gestaltet werden soll.

Vorerst kein Schusswaffengebrauch

John McClain, der in den Bezirken „Stirb langsam 1-4“ erfolgreich gegen Verkehrssünder vorging, wird beauftragt, Verkehrsrowdies jeder Provenienz (Auto, Rad, Fußgänger) aus dem Verkehr zu ziehen. Vom Gebrauch der Schusswaffe wird der als besonnen bekannte McClain natürlich absehen, es sei denn ...

Hertha BSC muss sich einen neuen Vornamen zulegen. Hertha ist unzeitgemäß. Wie wäre es mit Mia BSC, Sofia BSC, Charlotte, Pauline oder Emilia BSC? Vielleicht klappt es dann auch mal wieder mit der Tabellenführung!

An der HU sollen die Fächer kleine und große Stadtansicht, dialogisches Capriccio und die gelehrsame Stadtbeschimpfung unterrichtet werden.

Das Museum der verlorenen Künste wird errichtet. Es sammelt, zeigt und bewahrt jede Form von verlorener Kunst, wobei der Kunstbegriff denkbar weit gefasst wird: Dazu können die schönen Künste ebenso zählen wie die Alltags- oder Handwerkskünste. Auch flüchtige Künste wie die Kunst des Flirtens, des Spazierengehens oder die kunstvolle Leibesentblößung können in diesem Museum einen Platz finden.

Die Humboldt-Universität muss einen Franz-Hessel-Flaneur-Lehrstuhl schaffen und mit einem ausgewiesenen Stadtbeobachter besetzen. Gelehrt werden teilnehmende und kalte Beobachtung, die Kunst des Müßiggangs (lasterlos und lasterhaft), die kleine und große Stadtansicht, das lyrische Pastell, das dialogische Capriccio, das Impressionen-Stenogramm, das dreiaktige Straßenspiel, die hymnische Prozessionsreportage, die boshafte Kolumne, die amoralische Fabel und die gelehrsame Stadtbeschimpfung.

Neue Engel für Berlin!

Der RBB, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, soll fortan SFBB, Sender Frohes Berlin-Brandenburg heißen.

Sofern in Berlin eine Partei allein regiert, also ohne Koalitionspartner auskommt, soll einmal am Tag ein schwarz gekleideter Senatsbeamter an den oder die Regierenden herantreten und ihm oder ihr ins Ohr flüstern: „Bedenke, dass du fehlbar, bedenke, dass du ersetzbar, bedenke, dass du sterblich bist!“

Der Ostbahnhof wird in Gare de l‘Est umbenannt.

Alle Bahnhöfe der Stadt sind mit anständigen Kaffeemaschinen auszustatten.

Otto Sander, Nastassja Kinski und Bruno Ganz, die Engel aus Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“, werden gebeten, als Schutzengel ganzjährig die Flügel der Viktoria zu bewohnen und über das Stadtschicksal zu wachen.

Die große Wiese vor dem Reichstag ist sofort wieder für Fußballspieler freizugeben.

Der Filmpark Babelsberg wird in Babelwood umbenannt. Quentin Tarantino wird eingeladen, die Geschichte Berlins im 20. Jahrhundert zu verfilmen. Mitspielen müssen Kaiser Wilhelm, Marlene Dietrich, Heinrich George, Max Schmeling, Hitler, Goebbels, Erich Honecker, Willy Brandt, Axel Springer, Rudi Dutschke, ein halbes Dutzend Schäferhunde, Stalin, Klaus Kinski, Karl Eduard von Schnitzler, Uli Zelle, Friedrich Luft, Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, die drei Damen vom Grill, Karin Baal und Horst Buchholz.

Der Schmetterlingscent

Der Zuzug von Schmetterlingen und Bienen nach Berlin ist nach Kräften zu fördern. Das Pflanzen von Pflanzen, die diesen Völkern die Entscheidung für Berlin leicht machen, wird in besonderer Weise gefördert. Dazu erhebt die Stadt von allen Bürger den Schmetterlingscent, der jeden Tag zu entrichten ist.

Weise, witzig - irrwitzig? Liebe Leserin, liebe Leser - was denken Sie über diese Ideen? Haben Sie weitere Vorschläge? Diskutieren Sie mit!

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