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Flaniermeile. Eine struppige Grünanlage zu einem einladenden Park zu entwickeln, darum geht es den Planern des Büros Louafi. Breite Wege und Aufenthsflächen mit Sichtbeziehungen zur Friedenskirche und Öffnungen zur Umgebung könnten den bislang verschlossenen Platz beleben. Zusammen mit dem Don-Ugoletti-Platz vor der Kirche würde sich das Ensemble aus Kirchengebäude, Piazetta und Grünflächen dann zu einem attraktiven Ortszentrum entwickeln. Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten sollen den Park beleben und die Identifikation der Grünauer mit diesem Ort stärken. Ein Pavillon (linker Bildrand) könnte für Konzerte und Tanzveranstaltungen genutzt werden.

© Entwürfe: Louafi Landschaftsarchitekten

Ideen für den Don-Ugoletti-Platz: Eine Piazetta für die „Italiener von Köpenick“

Die Landschaftsarchitekten um Kamel Louafi wollen den Don-Ugoletti-Platz von einer drögen „Verkehrswendefläche“ zu einer Piazetta weiterentwickeln.

Einen italienischen Namen zu führen verpflichtet. Die Landschaftsarchitekten um Kamel Louafi würden den Don-Ugoletti-Platz von einer drögen „Verkehrswendefläche“ zu einer Piazetta weiterentwickeln und den Grünauern, also: den „Italienern von Köpenick“, etwas mediterranes Lebensgefühl vermitteln. Dazu braucht es vor allem mehr Licht.

Die befestigte Platzfläche wurde in den Entwürfen der Landschaftsplaner über die Frontseite der Kirche hinaus verbreitert, damit die Piazetta genügend Raum für verschiedene Veranstaltungen bietet. Westlich des Platzes entlang der Kochelseestraße wird die Strauchbarriere gelichtet, um Weg- und Blickverbindungen zur Straße zu schaffen. Auf der Parkseite könnten in regelmäßigen Abständen halb runde „Sitzsofas“ installiert werden, so dass sich ein „Wechselspiel von geschütztem Aufenthalt und Blickbeziehungen/Öffnungen“ ergibt.

Die Seitenansichten der Kirche möchte Kamel Louafi mit „Farbfeldern“ aufwerten: Sonnenblumen, Lein, Ringelblumen, Ziergräser und Stauden kontrastieren mit dem Sandsteingrau und Ziegelrot der Kirchenfassade und würden symbolisch für „das Bild einer Kirche in den Feldern“ stehen.

Undine-Pontons. Der Park an der Königsseestraße könnte bis aufs Wasser hinausreichen, mit Steganlagen, die zum Betreten, aber nicht zum Bootsanlegen gedacht sind. Am Ufer könnten Kioske stehen, damit sich die Besucher mit Eis oder Snacks für den Aufenthalt am Wasser ausrüsten können. Der wenig besuchte Undine-Park wäre so um eine Attraktion ergänzt und könnte mehr Nutzer anlocken.
Undine-Pontons. Der Park an der Königsseestraße könnte bis aufs Wasser hinausreichen, mit Steganlagen, die zum Betreten, aber nicht zum Bootsanlegen gedacht sind. Am Ufer könnten Kioske stehen, damit sich die Besucher mit Eis oder Snacks für den Aufenthalt am Wasser ausrüsten können. Der wenig besuchte Undine-Park wäre so um eine Attraktion ergänzt und könnte mehr Nutzer anlocken.

© Entwürfe: Louafi Landschaftsarchitekten

An den Endpunkten der Parkflächen sieht die Planung westlich einen Pavillon für Musik- und Tanzveranstaltungen vor, östlich einen Kiosk mit einer kleinen Terrasse zum Sitzen, Eisessen und Kaffeetrinken. Auf der westlichen Seite existiert bereits ein größeres Podest, auf dem nach einer Grundsanierung der Pavillon gebaut werden könnte. Die Wiesenflächen mit einzelnen Bäumen als Schattenspender würden so weit ertüchtigt, dass sie als Liege- und Spielflächen nutzbar sind.

Die Wege sollten nach den Vorstellungen der Kreuzberger Planer erneuert und teilweise verschwenkt werden, um die beiden durch die Kirche getrennten Parkflächen besser zu verbinden.

Der Undine-Park (Park an der Königsseestraße) weiter nördlich könnte durch eine Markierung mit dem Grünzug an der Friedenskirche verbunden werden. Der Undine-Park besitzt bereits einen offenen Landschaftscharakter und hat keine größeren Eingriffe nötig. Nur der Blick zum Wasser hin sollte nach Meinung der Planer weiter geöffnet werden. Teilweise verstellt eine Mauer, hinter der Bäume wachsen, die Perspektive. Die zentrale Idee des Büros Louafi ist, den Undine-Park auf dem Wasser weiterzuführen, mithilfe von Stegen und Pontonflächen. Am Ufer sollen kleine Verkaufspavillons für Erfrischungen Platz finden. Das in den Park hineinragende ehemalige jüdische Vereinshaus Undine könnte später einmal zu einem Jugendzentrum ausgebaut werden. Auf diese Weise bliebe der Zusammenhang von Undine-Haus und -Park erhalten und damit auch die öffentliche Nutzung des Ensembles. Was fehlt, ist auch ein Hinweisschild, das die Geschichte des Hauses erklärt.

Die Parkflächen am Don-Ugoletti-Platz und an der Königsseestraße könnten so attraktiv gestaltet werden, dass sie den verschiedenen Bedürfnissen ihrer Anrainer nach Kontemplation, Erholung, Bewegung und Unterhaltung gerecht werden, findet Kamel Louafi. Eine Belebung mit Pavillons und Verkaufskiosken sei deshalb sinnvoll. Besonders der Park am Don-Ugoletti-Platz bleibt bislang weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das liegt auch an der dunklen Waldkante entlang der nördlichen Grundstücksgrenze und den beiden Parkplätzen, die weit in den östlichen Bereich einschneiden und die öffentliche Parkfläche schmälern. Thomas Loy

Die Gegenwart: Zwei Orte mit Geschichte

Das Undine-Haus ist eine Dauerruine.
Das Undine-Haus ist eine Dauerruine.

© Kitty Kleist-Heinrich

Das Undine-Haus ist eine Dauerruine (unteres Foto), die eigentlich schon beseitigt sein sollte, doch der Bau von Eigentumswohnungen hat sich verzögert. Der Park rundherum ist weitgehend intakt, allerdings fehlt es an Attraktionen, die mehr Menschen an die Königsseestraße locken könnten. Das Schicksal des Undine-Hauses ist bislang nur im Wassersportmuseum Grünau dokumentiert. 1908 gegründet, wurden die Undine-Ruderer nach 1933 stark reglementiert und 1938 schließlich aus ihrem herrschaftlichen Clubhaus gedrängt. An eine Restitution war nach 1945 nicht zu denken. Erst nach der Wende kam das Haus wieder in jüdischen Besitz, stand aber lange leer und brannte ab. Der südlich gelegene Don-Ugoletti-Platz an der Friedenskirche (oben) hat auch einen Bezug zum Naziregime. Pfarrer Don Ugoletti aus Albinea, der Partnerstadt Treptow-Köpenicks, kümmerte sich 1944 um eine christliche Bestattung von fünf deutschen Soldaten, die hingerichtet worden waren. Sie hatten Kontakt mit italienischen Widerstandskämpfern aufgenommen, um die deutsche Kommandantur kampflos zu übergeben. Unter den Ermordeten war der Treptower Hans Schmidt. Er wurde 1995 posthum zum Ehrenbürger Albineas ernannt.

Das Planungsteam

Das Planungsteam um Landschaftsarchitekt Kamel Louafi.
Das Planungsteam um Landschaftsarchitekt Kamel Louafi.

© Kitty Kleist-Heinrich

Das Planungsteam um Landschaftsarchitekt Kamel Louafi arbeitet von Kreuzberg aus. Bekannt wurde Louafi, der aus Algerien stammt, für seine Pläne zur Gestaltung der Gärten der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. In Kassel schuf sein Büro den Königsplatz neu, in Berlin den Orientalischen Garten in Marzahn. Louafi arbeitete in Algerien und Frankreich, bevor er nach Berlin kam. In der Wüste ist ein Garten gleichbedeutend mit einer Oase, mit Leben und Wasser als Lebensquell. Darin wurzelt auch Louafis Leidenschaft für die Gestaltung von Parkanlagen. Er wundert sich immer wieder, wie selbstverständlich Europäer, insbesondere Berliner, mit ihren Grünanlagen umgehen. Auf unserem Foto von links: Patrick Dorsch, Kamel Louafi, Michael Kizil, Dörte Eggert-Heerdeuon, Karen Zaspel.

Kamel Louafi Landschaftsarchitekten, Oranienstr. 185. www.louafi.de

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