zum Hauptinhalt

Ifa: Familienausflug ins Technikland

Computerspiele, Kinderhandys und Zeichenworkshops: Die Ifa lockt auch Kinder und Jugendliche aufs Messegelände.

Von Katrin Schulze

Tjarks Augen werden immer größer. Der junge Mann ist zum ersten Mal auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) und starrt jetzt fasziniert auf den Bildschirm vor ihm. Er kann es kaum abwarten, sich endlich am Spiel „Plants & Zombies“ zu versuchen, doch noch sind alle Plätze belegt. Es ist voll am zweiten Besuchertag der Messe unterm Funkturm, und Tjark muss sich genau wie sein Vater Thomas gedulden. „Wir brauchen an jedem Stand eine Stunde, weil der Junge alles ausprobieren will“, sagt er und fängt sich prompt das Veto des Söhnchens ein: „So lange ist es nun auch nicht.“

Tjark Neuenbäumer, 12, entspricht dem Klientel, das die Aussteller auf der Ifa mehr und mehr ansprechen wollen: Heranwachsende mit einem Faible für Spiele, Handys und Technik. Fast alle Firmen bieten inzwischen Produkte für Kinder an – schon im Vorschulalter geht’s los. Vier bis fünf Jahre alt seien die jüngsten Kunden, sagt Christian Tiebeke von Dell. Sie interessieren sich für die bunten Laptop-Hüllen, die sie hier auf der Messe auch selbst gestalten können und natürlich vor allem für Computerspiele.

„Angry Birds“ heißt weiterhin der Renner in dieser Sparte. Ein Spiel, bei dem man in der Rolle von verrückten, bösen Vögeln auf Schweinejagd geht. Allein bis Ende Oktober des vergangenen Jahres hat sich die kostenpflichtige Version für iPhone, iPod Touch, iPad und Android mehr als zehn Millionen mal verkauft – wohl auch, weil Erwachsene gern mal das Kind in sich rauslassen.

Überhaupt ist es im Bereich Technik ja längst nicht mehr ganz klar, wer hier eigentlich wem etwas beibringt. Tjark tauscht sich mit seinem Vater auf Augenhöhe über die neuesten Entwicklungen aus. Und Kirsten Schmitz lernt von ihrem Siebenjährigen, den sie in Halle 7 an der Hand hält, schon so einiges, sagt sie. An der Playstation ist Max schon ein Großer, „aber ein Handy kriegt er noch nicht“, sagt die Mutter. Generell achte sie darauf, dass der Junge bloß nicht zu lange vor dem Computer sitzt und auch mal mit Freunden rausgeht.

Bei blauem Himmel und Badewetter schlendern am Samstag einige Familien übers Messegelände. Zwar sind sie nicht in der Mehrzahl – das sind immer noch Männer im Alter zwischen 30 und 50 –, doch in den zurückliegenden Jahren ist der Anteil an Familien, Kindern und vor allem Jugendlichen kontinuierlich gestiegen, heißt es bei den Veranstaltern. Mit Konzepten wie Young Ifa will man nun schon im sechsten Jahr gezielt die Zielgruppe ab zwölf Jahren anlocken. Young Ifa hat sich diesmal in Halle 7.2 breitgemacht. Neben der lärmenden Musik von der MTV-Bühne gibt es hier unter anderem Zeichen- und Tanzworkshops, außerdem kommen täglich um 13 Uhr Promis zu einer Gesprächsrunde.

Kindergerechte Technik darf da selbstverständlich nicht fehlen – Minicomputer in Spiderman- oder Barbieoptik. Oder sogenannte Einsteigerhandys, die einfach zu bedienen sind und eine Art light-Version der handelsüblichen Geräte darstellen – eine Internetverbindung beispielsweise sucht man meist vergebens. Passend zum Handy werden die Verpackungen angeboten. Auch im Sortiment: die „Angry Bird“-Hülle, von der ein fetter roter Vogel mit fiesem Blick grüßt.

Ist das schon Klamauk oder noch sinnvolle Kinderausstattung? Es gehe darum, Kinder an einen gewissenhaften Umgang mit Medien und Technik heranzuführen, sagen die Ifa-Eventplaner. Und wer seine Kleinen nicht gleich mit der großen Technik überfordern will, für den bleibt immer noch das Sandmännchen in Halle 2.2 oder das vom Kinderkanal veranstaltete Märchenquiz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false