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Besucher gehen am am Eröffnungstag über das IGA-Gelände.

© dpa/Britta Pedersen

Update

IGA-Eröffnung in Berlin: Braune Flecken statt grüner Wiesen und lange, kalte Wartezeiten

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier eröffnet die IGA und hofft auf ein Sommermärchen. Beim Service gibt es erste Probleme, das Wetter streikt und auch die Flora spielt nicht mit.

Erstmals ist die Internationale Gartenbauausstellung zu Gast in Berlin, ab Donnerstag bis zum 15. Oktober können Besucher die Anlage in Marzahn erkunden. Der Festakt zur Eröffnung begann um 11 Uhr. Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hielten Reden. Zusammen mit dem Präsidenten des Zentralverbands Gartenbau Jürgen Mertz und den IGA-Geschäftsführern Katharina Lohmann und Christoph Schmidt gaben sie den Startschuss für die IGA.

Auch der frühere Regierende Klaus Wowereit, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und die Bundestagsabgeordnete Petra Pau (Linke), die ihren Wahlkreis in Marzahn-Hellersdorf hat, waren bei der Feier dabei. Nach der Eröffnungsfeier besichtigten Steinmeier, Müller und andere geladene Gäste das Gelände - bei trübem Wetter und kaltem Wind.

Seit 13 Uhr steht die IGA allen Besuchern offen. Das Motto der Gartenschau: „Ein Mehr aus Farben“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei der Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung in Marzahn.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei der Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung in Marzahn.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Pünktlich zu Beginn des Festaktes fing es an zu regnen. Die Band "Karat" spielte den Song "Der blaue Planet". Ein weiterer Programmpunkt: Eine chinesische Tanzgruppe zeigte eine traditionelle "Drachentanz"-Choreographie. Zwischen den Programmpunkten wurden Zitate aus der Bibel, dem Koran und anderen religiösen Schriften zum Thema Garten vorgelesen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich selbst als Gartenfan bezeichnete, sagte in seiner Eröffnungsrede, es sei beeindruckend, was in den vergangenen Monaten auf dem Gelände gewachsen sei. "Die IGA ist ein besonders schönes Symbol für die Weltoffenheit dieser Stadt und für den Dialog der Kulturen." Gärten seien auch ein Symbol der Hoffnung, das habe er in Afghanistan erlebt. "Mitten im zerstörten Kabul haben wir in meiner Zeit als Außenminister einen alten Gartenpark wieder auferstehen lassen." Er sei für die Menschen ein Anker der Hoffnung.

Die Welt zu Gast bei Gärtnern

Steinmeier zog Parallelen zum "Sommermärchen" 2006 bei der Fußballweltmeisterschaft. "2006 war die Welt zu Gast bei Freunden und es wurde ein Sommermärchen. Märchen lassen sich nicht planen. Aber wenn die Welt zu Gast bei Gärtnern ist, kann eigentlich nichts schiefgehen."

Michael Müller sagte in seiner Rede: "Wir erwarten zwei Millionen Zuschauer aus aller Welt, die Pflanzen aus einer Welt bestaunen." 85 Prozent des Erbauten auf der IGA solle dauerhaft erhalten bleiben: "Gerade in Berlin brauchen wir Grünflächen zur Erholung."

Noch viele braune Stellen im Gras

Der erste Eindruck vom Gelände wirft aber die Frage auf, ob die Eröffnung nicht vielleicht doch etwas zu früh im Jahr angesetzt wurde. An vielen Stellen ist der Rasen nicht gewachsen, es sind mehrere braune Stellen zu sehen, die zum Teil notdürftig mit Grasstauden geflickt sind. Das sieht auch Fritz Moldenhauer so. Er ist Ehrenpräsident des Bundes deutscher Baumschulen e.V und hat seit 1951 keine einzige Bundesgartenschau verpasst. Von der IGA ist er bisher noch nicht überzeugt. Am Morgen musste er 30 Minuten im eisigen Wind ausharren, da der Sicherheitsdienst zu spät seinen Dienst angetreten hat. Er teilt den allgemeinen Eindruck der Journalisten und ersten Besucher, dass es noch sehr an der Organisation hapert. Da er selber Gärtner und Baumschulenbesitzer ist, konnte er auch eine fachliche Einschätzung geben. Seiner Meinung nach ist der Zeitpunkt für die Eröffnung zu früh angesetzt. "Diese Jahreszeit bietet noch nichts für das Auge. Die Flora braucht noch einige Wochen." Auch viele seiner Kollegen, die als Ehrengäste geladen waren, seien enttäuscht, sagt Moldenhauer. Die Eröffnungszeromonie haben ihm sehr gut gefallen, aber "alles andere lässt zu wünschen übrig."

Die Gondelfahrt ist schön - aber hässlich

Eine tolle Aussicht und ein fast alpines Gefühl hat man bei der Gondelfahrt Kienberg hinaus. Auf dem Kienberg gibt es eine künstlerisch gestaltete Aussichtsplattform, genannt Wolkenhain. 118,5 Meter über Null und 90 Meter Rundgang über Marzahn. Der Blick geht bis zum zwölf Kilometer entfernten Fernsehturm. Es ist immer noch sehr kalt. Der Wind pfeift laut durch die Stahlkonstruktion. Der Wind hat zugenommen, die Gondeln schwanken bedenklich. Die Berliner sind unerprobt im Seilbahnfahren. Einige beklagen sich über "leichte Seekrankheit", ihnen wird flau im Magen. Das Personal erklärt, dass sie erst ab Windstärke 6 den Betrieb einstellen.

Hier oben bestätigt sich der Eindruck Moldenhauers. Die Landschaft auf der IGA ist eher noch braun-grau, mit zartem Grün durchmischt. "Wo sind denn nun die Blumen?", fragen auch andere Gäste in der Gondel. Einige Wiesen sehen von oben aus wie ein Flickenteppich: Stückwerk aus vielen kleinen Rasenteilen.

Im Café am Fuße des Wolkenhains weiß das Personal noch nicht die Preise aus dem Kopf. Es ist ganz schön teuer: Ein Kakao kostet vier Euro.

Probleme beim Service

Beim Service gab es erste kleinere Pannen. Die telefonische Auskunftsstelle der IGA war am Donnerstagvormittag stundenlang nicht besetzt. „Wegen Wartungsarbeiten“ seien die Telefone von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr nicht erreichbar, hieß es auf einer Bandansage. Und auch wer über das Internet die 20 Euro teuren Eintrittskarten kaufen wollte, scheiterte. Die erste Seite zu den Tickets ließ sich zwar aufrufen, weiter zum eigentlichen Kauf ging es aber nicht. Selbst Informationen zu den Preisen wurden nicht angezeigt. Außerdem bilden sich vor den Eingängigen erste Schlangen, viele warten eine halbe Stunde, bis sie ein Ticket kaufen können. Die Stimmung ist verfroren bis entnervt. (mit dpa)

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