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© Mike Wolff

Ihre Meinung: Sollten Fahrgäste im Bus wieder hinten einsteigen dürfen?

Die BVG reagiert auf die Kritik des Polizeipräsidenten, Fahrer zu wenig zu schützen. Jetzt wird geprüft, ob die Pflicht zum Vordereinstieg beibehalten werden soll. Was meinen Sie? Sollten Busfahrer aufhören, Tickets zu kontrollieren und alle Türen zum Einstieg öffnen?

Polizeipräsident Dieter Glietsch hat mit seiner Kritik am Vordereinstieg die Diskussion um mehr Sicherheit für Busfahrer neu entfacht. „Die Übergriffe gegen die Busfahrer sind nach meinem Eindruck angestiegen, seit die BVG 2004 angeordnet hat, dass die Fahrgäste nur noch über die Vordertür einsteigen dürfen“, hatte Glietsch dem Tagesspiegel gesagt. Am Montag erhielt der BVG-Vorstand einen entsprechenden Brief des Polizeichefs. Sprecherin Petra Reetz warnte anschließend vor „vorschnellen Schlüssen“. Der Einstieg an der vorderen Tür stehe für die BVG bisher nicht zur Disposition. Man begrüße aber den Vorschlag, gemeinsam mit der Polizei zu analysieren, ob die Einstiegsregelung zu mehr Übergriffen geführt habe.

Beim ausschließlichen Einstieg durch die Vordertür seien die Fahrer, die als Fahrscheinverkäufer und Kontrolleure arbeiten müssten, häufiger Konfliktsituationen ausgesetzt, meinte Glietsch. Die BVG müsse entweder in zusätzliches Personal oder mehr Technik investieren, um mehr Sicherheit zu gewährleisten.

Auch die BVG sieht im Vordereinstieg die Gefahr von „Konfliktsituationen“, vor allem im Jahr nach der Einführung habe es mehr Übergriffe gegeben. Viele Überfälle aber kämen aus dem Inneren des Busses. Der Vordereinstieg sei weltweit üblich, etwa in Metropolen wie Rom, London, New York und Paris – Berlin habe bis 2004 „eher ein Kuriosum“ dargestellt. Der Zutritt beim Fahrer habe finanzielle Vorteile: Er bringe durch die Fahrkartenkontrolle jährlich zusätzlich rund fünf Millionen Euro ein, die sonst durch Schwarzfahren verloren gingen. Man müsse sich aber durchaus überlegen, ob die Busfahrer über 30 Tarif-Fahrkarten im Angebot haben müssten und sich stattdessen nicht auf einige beschränken sollten, um mehr Ruhe zu haben.

Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus begrüßte den Vorschlag des Polizeipräsidenten. In Zukunft sollten die Fahrgäste wieder in der Mitte oder hinten im Bus einsteigen können. Das ständige Gedränge an der vorderen Tür werde verhindert, „das Busfahren entspannter“. Der Vorschlag sei besser als die Erhöhung der Fahrpreise für mehr Sicherheit, die Ausdehnung der Videoüberwachung oder der Einbau einer Fahrerkabine. Der Abgeordnete Benedikt Lux fand es „alarmierend“, dass die Polizei der BVG erst einen Brief schreiben musste. Der Senat habe es offenbar immer noch nicht geschafft, die betroffenen Busfahrer, Sicherheitsexperten von Polizei und BVG und die politisch Verantwortlichen an einen Tisch zu holen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wollte sich am Montag nicht äußern. Man könne nicht jeden einzelnen Vorschlag kommentieren, hieß es.

BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, derzeit überlege man etliche Varianten für den Einbau einer Fahrerkabine. Allerdings wird schon seit Jahren über deren Einsatz diskutiert. Die BVG verwies auch auf das EU-Recht, dass Kabinen nur dann gestattet sind, wenn vom Fahrersitz eine Tür direkt nach außen führt. Die Busse haben aber links keine Tür, weil in diesem Bereich viel Technik eingebaut ist. Man könne nicht ohne Weiteres eine Tür einbauen, und bei Neubestellungen von Bussen verlangten Firmen eine Beteiligung an den Entwicklungskosten, sagte die BVG-Sprecherin. Sie bestätigte, dass alle neu angeschafften Busse von 2009 an zumindest zusätzliche Seitenscheiben haben, um Fahrer zu schützen. Andere Busse sollen nachgerüstet werden.

Die Verkehrsbetriebe betonten, Aggressivität sei ein gesellschaftliches Problem, das sie nicht lösen könnten. Vor allem Kontrolleure und Sicherheitsleute seien durch Übergriffe gefährdet. Davon hat es in diesem Jahr rund 250 gegeben.

Was meinen Sie? Sollten Busfahrer aufhören, Tickets zu kontrollieren und alle Türen zum Einstieg öffnen? Schreiben Sie einen Kommentar unter diesen Artikel!

Christian van Lessen

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