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Berlin: ILA 2000: Eine Show der Superlative

Die größte ILA aller Zeiten versprechen die Veranstalter der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung, die heute ihre Pforten auf dem Südteil des Flughafens Berlin-Schönefeld öffnet - erwartet werden über 200.000 Besucher.

Die größte ILA aller Zeiten versprechen die Veranstalter der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung, die heute ihre Pforten auf dem Südteil des Flughafens Berlin-Schönefeld öffnet - erwartet werden über 200.000 Besucher. Unter dem Motto "Millennium Air & Space Festival" soll ihnen an den Publikumstagen zum Pfingstwochenende ein Flugprogramm der Spitzenklasse geboten werden, vom Doppeldecker bis zum Eurofighter. Ein Highlight der Vorführungen in diesem Jahr ist die Berlin-Premiere des amerikanischen Tarnkappen-Fighters F-117, der sowohl am Boden als auch in der Luft bestaunt werden kann.

Die ILA ist "die am schnellsten wachsende Aerospace-Messe" der Welt, so der Geschäftsführer der Messe Berlin, Karl-Joachim Kierey. Mit erstmals über 300 Flugzeugen - mehr als auf jeder konkurrierenden Ausstellung - verspricht Hans-Eberhard Birke, Präsidialgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), die von der Zahl der Maschinen her "weltweit größte Flugschau". 941 Aussteller aus 38 Ländern - erstmals sind Brasilien, Irland, Südafrika und Usbekistan vertreten - zeigen ihre Produkte in neun Hallen und auf dem Freigelände.

Zum ersten Mal haben sich die Organisatoren auf Wunsch zahlreicher Aussteller entschieden, Arbeit und Vergnügen strikt voneinander zu trennen. Bis Freitagmittag ist das Ausstellungsgelände den rund 80 000 Fachbesuchern vorbehalten, auf die mehr als 60 Tagungen und Kongresse, vom Airbus-Ministertreffen über den NATO-Workshop bis hin zur World Air Transport Conference warten. Das East-West-Aerospace-Center dient wieder als Treffpunkt für Experten aus den westlichen Ländern und dem ehemaligen Ostblock.

Mit einigen bahnbrechenden Entscheidungen wird in diesem Jahr gerechnet gerechnet. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Airbus Industrie hier den Startschuss für die Produktion des Super-Jumbos A3XX geben wird. Auch für den Serienbau des europäischen Militärhubschraubers NH90 könnten die Weichen auf der ILA 2000 gestellt werden. Airbus und der ukrainische Hersteller Antonov wetteifern ferner um den Zuschlag für das künftige Transportflugzeug der Bundeswehr, bei dem auch Boeing mit der C17 gerne noch mitreden würde. Die Partner der neuen europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerne EADS und ASTRIUM werden sich erstmals in der neuen Organisationsform vorstellen. Somit steht die ILA 2000 ganz besonders im Zeichen der deutsch-französischen Zusammenarbeit, die am Sonnabend durch den Vorbeiflug der zehn Alpha-Jets der "Patrouille de France" auch am Himmel demonstriert werden soll. Es handelt sich um den ersten Auftritt einer mit Strahlflugzeugen ausgerüsteten, militärischen Flugstaffel in Deutschland seit der Ramstein-Katastrophe von 1988. Sein Showprogramm wird das Team allerdings nicht zeigen. Ohnehin gelten für das gesamte Flugprogramm strenge Sicherheitsbestimmungen, die Mindestflughöhen und Abstände zum Publikum vorschreiben. Deren Einhaltung wird unter Einsatz spezieller Radargeräte der Bundeswehr überwacht.

Wenn sich am 9. Juni um 13 Uhr die ILA-Tore für das Publikum öffnen, wartet wieder eine Vielzahl von Höhepunkten auf die Besucher. Vom Airbus-Großtransporter "Beluga" über das größte in Serie gebaute Transportflugzeug, die Antonov An 124, reicht die Palette über das Frühwarnflugzeug JSTARS bis zur neuesten Version der Mig-29. Seine Berlin-Premiere gibt das im usbekischen Tashkent gebaute Regionalverkehrsflugzeug Iljushin IL-114.

Dem Thema "100 Jahre Zeppelin" ist eine Sonderschau der Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte gewidmet. Während das eigene Transportluftschiff noch in der Entwicklung steht, präsentiert die im brandenburgischen Brand beheimatete Cargolifer AG das zum Pilotentraining eingesetzte, 60 Meter lange "Skyship 600" aus England. Mit einem bekannten Flugzeug-Veteran, der Junkers Ju 52, können die Besucher auch selbst zu Rundflügen starten - die 20-minütigen Flüge zum Preis von 200 Mark pro Person können direkt vor Ort gebucht werden.

Ein besonderer Anziehungspunkt wird wieder die Erlebnishalle Raumfahrt sein, die in diesem Jahr von der erstmaligen Präsentation der X-38 beherrscht wird. Dabei handelt es sich um das 7,40 Meter lange Experimentalmodell für das Crew Return Vehicle, mit dem zukünftig bis zu sieben Astronauten von der Internationalen Raumstation zurück zur Erde transportiert werden sollen. Es dient dazu, die aus kohlefaserverstärktem Siliziumkarbid hergestellten, heißen, lasttragenden Strukturen unter den realen Bedingungen des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre zu testen. Erste Starts des Vorläufers künftiger Raumgleiter sind bereits von einem umgebauten B-52-Bomber aus erfolgt.

Ebenfalls gezeigt wird der Automatische Rückkehr Demonstrator, der zur Entwicklung eines neuen Transportraumschiffes dient und 1998 mit einer Ariane-Rakete zu einem Weltraumtest startete. Ferner ist ein 1:1-Modell des europäischen Umweltsatelliten ENVISAT zu sehen. Das Original wird im kommenden Jahr positioniert und noch gezieltere Daten zur Kartierung der Umwelt- und Klimaverhältnisse auf der Erde liefern als seine Vorgänger.

Ganz im Zeichen der Nachwuchswerbung steht die Luftfahrthalle. Im Cockpitsimulator der Lufthansa, der mit einem Radarsimulator der Deutschen Flugesicherung gekoppelt ist, können sich die Besucher im Anflug auf Berlin versuchen. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) werden Schwerpunkte aus der Forschungsarbeit präsentiert. Jugendliche können sich über Berufsperspektiven als Pilot, Flugbegleiter und Fluglotse, aber auch Mechaniker und Software-Spezialist informieren. Die Bundesluftwaffe zeigt das Spektrum der militärischen Karrieremöglichkeiten.

Rainer W. During

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