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Berlin: Illegale Autohändler machen am Rand gute Geschäfte

In vielen Bezirken ärgern sich Anwohner über Dauerparker und laute Verkaufsgespräche / Bezirkspolitikern und Polizisten sind noch die Hände gebunden

Von Vivien Leue

und Rainer W. During

Laute Verkaufsgespräche, ständiges Türschlagen und ein periodisches Aufheulen von Alarmanlagen - das ist es, was viele Anwohner von Durchgangsstraßen jedes Wochenende fast in den Wahnsinn treibt. Vielerorts hat sich auf öffentlichen Straßen ein Autohandel mit gewerblichen Zügen etabliert. Die Bezirke und die Polizei rufen unterdessen nach einer konzertierten Aktion, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

In Spandau habe der illegale Autohandel auf dem Falkenseer Damm „gewerblich-mafiöse Strukturen“ angenommen, sagt Baustadtrat Carsten-Michael Röding. Selbst kriminelle Hintergründe seien nicht auszuschließen. Auch auf dem Mittelstreifen am Mariendorfer Damm rund um die Trabrennbahn Mariendorf blüht das Geschäft mit Gebrauchtwagen. Bezirksbürgermeister Ekkehard Band kennt das Problem. Zahlreiche Bürgerbriefe und Anrufe verzweifelter Anwohner haben ihn immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Besonders ärgert es die Anwohner, dass ihnen durch die abgestellten Fahrzeuge kostbare Parkplätze verloren gehen. Doch gegen die Halter der illegal abgestellten Autos vorzugehen, sei nicht einfach, so der Bezirksbürgermeister. „Man wird der Sache einfach nicht Herr.“ In Gesprächen mit den betroffenen Anwohnern und der Polizei sucht Band nach Lösungsvorschlägen.

Ähnlich will Röding in Spandau vorgehen. Seit Jahren dient der Abschnitt zwischen Falkenseer Platz und Flankenschanze als illegale „Automeile“. Hier stehen ständig Dutzende von Fahrzeugen mit Verkaufsschildern. Bemühungen der Bezirksverordnetenversammlung, ein Halteverbot einzurichten, scheiterten. Die zuständige Straßenverkehrsbehörde sah hierfür bisher keine Notwendigkeit. Flugblätter des Bezirksamtes mit Hinweisen auf die Konsequenzen der unzulässigen Nutzung öffentlichen Straßenlandes wurden ignoriert. Weil das bezirkliche Tiefbauamt mit seinen Möglichkeiten am Ende ist, will der Kommunalpolitiker jetzt eine konzertierte Aktion aller in Frage kommenden Behörden initiieren.Denn der Autohandel auf der Straße floriert. Brennpunkte, wie die Clayallee und die Heerstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf, der Kottbusser Damm in Kreuzberg oder die Badstraße in Wedding sind den meisten Berlinern gut bekannt. Autos, die dort zum Verkauf angeboten werden, haben oft auch ganz schnell einen Käufer gefunden. „Das fängt meist mit nur wenigen Autos an, und dann etabliert sich so ein Standort durch Mundpropaganda", sagt Olaf Schremp vom Verkehrsdienst der Polizeidirektion 4. Doch wenn das Problem überhand nimmt, ist es meistens zu spät, noch etwas dagegen zu unternehmen. „Seit 1997 beschäftigen wir uns mit dem Problem des illegalen Autohandels", sagt Katrin Lück vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Zuerst seien Handzettel verteilt, später dann Schilder an die Lichtmasten gehängt worden. „Doch die wurden schnell wieder abgerissen.“

Vivien Leue, Rainer W. During

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