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"Discover Football" steht für internationale Begegnungen im Frauenfußball.

© Kai-Uwe Heinrich/TSP

Illegaler Aufenthalt nach Turnier: Polizei fahndet nach Fußballerinnen aus Afrika

Fußballspielerinnen aus Kamerun und Togo haben sich nach einem Turnier in Kreuzberg offenbar abgesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen illegalen Aufenthalts.

Am Montag vergangener Woche feierten sie noch beim Frauenfußball-Turnier „Discover Football“ im Kreuzberger Viktoriapark: die Mannschaften aus Kamerun und Togo. Die Atmosphäre bei der Mini-WM im Willy-Kressmann-Stadion war geprägt von den bunten Teams aus Afrika. Beim Public Viewing der großen Frauenfußball-WM feuerten sie die Mannschaften lautstark an. An afrikanischen Ständen gab es landestypische Küche.

Als aber am Sonntag das Finale des Turniers ausgetragen wurde, fehlten elf Fußballerinnen aus Kamerun und Togo. Ein Trainer hatte ihr Verschwinden am Donnerstag gemeldet, nachdem die Frauen nicht in ihre Hotelzimmer zurückgekehrt waren. Bis zum Dienstag hat sich die Zahl der vermissten Spielerinnen auf 14 erhöht. Nach Angaben der Polizei stammen zwölf der Frauen aus Kamerun, zwei kommen aus Togo, darunter befindet sich auch eine Betreuerin.

Am Montag reisten die Mannschaften aus Kamerun und Togo ab; doch von den Frauen fehlt noch immer jede Spur. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es nicht. Trotzdem wurden Staatsanwaltschaft und Ausländerbehörde eingeschaltet. Denn Montag früh liefen die Touristen-Visa der Fußballerinnen aus. Wegen Verstoßes gegen das Aufenthaltsgesetz hat die Polizei Strafanzeige erstattet. Die Frauen halten sich derzeit illegal in Deutschland auf. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frauen untergetaucht sind, um ihren Aufenthalt zu verlängern.

Bei dem internationalen Fußballturnier, das zum Kulturprogramm der Frauenfußball-WM gehört, gab es schon im vergangenen Jahr Visa-Probleme. Eine Mannschaft aus Liberia hatte ihre Teilnahme absagen müssen, weil die deutsche Botschaft keine Reiseerlaubnis ausstellen wollte. „Nicht bei allen Frauen ist klar gewesen, ob eine Bereitschaft zur Rückkehr besteht“, erklärte eine Sprecher des Auswärtigen Amtes damals.

Bei den nun verschwundenen Frauen gab es offenbar gab keine Bedenken. „Solche Fälle lassen sich nicht prognostizieren und sind nur schwer zu vermeiden“, sagte Günter Piening, der Integrationsbeauftragte des Senats, am Dienstag. Die acht in diesem Jahr bei „Discover Football“ angetreten Teams wurden vor allem wegen ihres gesellschaftlichen Engagements für Menschenrechte ausgewählt. Die Kameruner Mannschaft, die zur Nichtregierungsorganisation „Elena“ gehört, setzt sich für benachteiligte und HIV-infizierte Frauen ein. Einige der Spielerinnen sind selbst von der Krankheit betroffen. Tambe Dickson Ahu ist der Trainer der Mannschaft und Leiter von „Elena“. „Es war nicht leicht, das Team in meiner Heimat aufzubauen, da gab es einige Widerstände“, sagte Ashu am Rande des Turniers dem Tagesspiegel. Vermutlich wird er sich nun, da zwölf seiner Spielerinnen vermisst werden, in seinem Heimatland starker Kritik ausgesetzt sehen.

Das könnte sich zumindest Susanne Jesih, Afrika-Referentin bei Amnesty International, vorstellen: „In Kamerun und Togo zählen Menschenrechtler und Aidsaktivisten zu den besonders gefährdeten Gruppen“, sagt sie. HIV-Infizierte würden oft stigmatisiert und sozial ausgegrenzt. Natürlich seien auch die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten in Deutschland weitaus besser.

Sollten die Frauen festgenommen werden, könnten sie einen Asylantrag stellen. „Wahrscheinlich ist aber, dass ihnen eine Abschiebung droht“, erklärte Harald Glöde von der Flüchtlingsorganisation „Borderline Europe“. Der Flüchtlingsrat Berlin will vorerst nicht einschreiten, da er Spekulationen, ob die Frauen tatsächlich untergetaucht seien, keinen Vorschub leisten will. Allerdings sind solche Fälle keine Seltenheit. „Es kommt öfter vor, dass Menschen, die als Au-Pair, Touristen oder zum Studium nach Deutschland kommen, ihren Aufenthalt unerlaubt verlängern“, sagt Jesih.

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