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Berlin: Im Dienst der Polizei

200 Kreuzberger Jugendliche hielten als Wachleute rund um das Myfest Ordnung

Wie bitter enttäuscht werden sie am Abend gewesen sein, die Jungen und Mädchen mit den Plastikschildern um den Hals, darauf ihre Namen und den Hinweis „Security“. Rund 200 Kreuzberger Jugendliche hatte die Polizei im Vorfeld des 1. Mai in den Kiez-Jugendclubs für das Myfest angeworben, damit sie helfen, die Stimmung ruhig zu halten, Krawalle gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wie stolz waren die jungen Wachleute über ihre neue Aufgabe gewesen – und dann gab es am Abend, sogar früher als bisher, doch wieder die üblichen Randalebilder.

Am Nachmittag hatte der 17-jährige Schüler Karim noch mit stolz geschwellter Brust in der Dresdener Straße gestanden. „Niemand kann die Situation hier so gut einschätzen wie wir“, sagte er. Karim und seine Kumpels waren auf dem MyFest mit einer ungewohnten Aufgabe unterwegs. „Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich hinter den Bullen“, sagte Ali lachend.

Die 15 Jungs in weißen T-Shirts mit Myfest-Aufdruck nennen sich „Admiralboys“, nach dem Jugendclub in der Admiralstraße, in dem sie ihre Freizeit verbringen. Sie waren gestern nicht die einzigen Kreuzberger Jugendlichen, die gegen kleinen Lohn auf der labilen Partymeile helfen wollten – anfangs durchaus mit Erfolg. „Ganz ehrlich“, sagte der 18-jährige Abiturient Haidar, „wenn wir jetzt keine Aufgabe hätten, könnten einige von uns auch Steine werfen.“ So gesehen sollte ihr Job in doppelter Hinsicht helfen, denn die Teilzeit-Wachleute, so war die Hoffnung, haben auch einen guten Draht zu anderen, die aus Langeweile Störenfriede werden könnten. „Wir wollen unser Kreuzberg so erhalten, wie es ist“, erklärte Karim stolz. „Kaputtmachen ist nicht in unserem Sinn.“

Die Schüler und Hartz-IV-Empfänger hatten drei Seminare bei der Polizei mitgemacht, bevor sie als Security auf die Straße durften. Sie mussten in Rollenspielen üben, wie man Streit schlichtet. „Sehr lehrreich“ fand die 17-jährige Renata die Seminare bei der Polizei, da habe sie auch „Allgemeines über den 1. Mai“ erfahren. An die Krawalle in den vergangenen Jahren kann sie sich gut erinnern, die waren „voll krass mit Wasserwerfern und so“. Angst hatte sie keine. „Wir sind doch gut ausgebildet“, das sagte sich das Wachmädchen vor ihrem Einsatz, hoffte auch, dass es in diesem Jahr keine Straßenschlachten in ihrem Viertel mit der Polizei geben werde. Es kam dann leider doch wieder anders. Ferda Ataman

Ferda Ataman

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