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Berlin: Im Fluss der Geschichte

Jetzt hat auch Brandenburg eine eigene Ausstellung zu 900 Jahren Landeshistorie – gestern wurde sie im Kutschstall eröffnet

Potsdam . Brandenburg besitzt seit gestern seine eigene Landesausstellung. Im renovierten Kutschstall am Potsdamer Neuen Markt öffnete im „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ die Dauerschau „Land und Leute“. Es ist kein eigentliches Museum, da alle 400 Exponate Dauerleihgaben aus dem In- und Ausland sind. Die neue Ausstellung zu 900 Jahren Geschichte lehnt sich an ähnliche Landespräsentationen in Bayern und Baden-Württemberg an sowie an das viel beachtete Haus der Geschichte in Bonn.

Die in Potsdam verwirklichte Idee geht auf Manfred Stolpe zurück, der das Land nach der Neugründung 1990 als Ministerpräsident geführt hatte. Sein Nachfolger Matthias Platzeck lobte die Ausstellung als „Forum für eine offene Geschichtsdebatte“. Sie könne einen wichtigen Beitrag für die Brandenburger Identität leisten. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hoffte, dass sich besonders Kinder und Jugendliche angesprochen fühlen. Mit dem im alten Glanz strahlenden königlichen Kutschstall von 1790 sei der Neue Markt nun der schönste Platz in Potsdam.

Die Ausstellung soll den Besucher wie auf einem Fluss durch die Brandenburger Geschichte führen, erklärte Direktor Gert Streidt. Nichts verläuft ohne Brüche und Katastrophen, überall bestimmen Kontraste das Bild. Da steht die Statue des Kurfürsten Friedrich III. neben einem Modell des Lastenkahnes „Spree-Schute“, der bis ins 19. Jahrhundert im Lande unterwegs war. Auch die prächtige Kanzel aus der Dorfkirche Schmölln in der Uckermark symbolisiert das Auf und Ab in der Geschichte. Zur Einweihung 1604 sparten die Einwohner nicht an Kosten für die Ausgestaltung, zu DDR-Zeiten war das Gotteshaus einsturzgefährdet.

Die meisten Exponate kommen mit wenigen Erklärungen aus. So illustriert ein Kinderschädel aus dem Dreißigjährigen Krieg diese Schreckenszeit. Er trägt Zeichen einer Unterernährung. Utensilien aus Fischfang und Jagd erzählen vom Alltag der Menschen. Auch deren Sagen fehlen nicht.

Die DDR-Zeit wird anhand von Geschichten aus dem Nähmaschinenwerk Wittenberge erzählt. Damalige Begriffe wie „Verkaufsstelle“ oder „MMM“ (Messe der Meister von Morgen“) sind heute museumsreif, ebenso wie der Name für einen Bürostuhl aus Mansfeld: „Mehrzweckstapelstuhl“. Bilder von der Glienicker Brücke erinnern an die Teilung und deren glückliches Ende.

Die Ausstellung in der Schloßstr. 1 in Potsdam ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Bis zum 23. Dezember ist der Eintritt frei. Informationen unter Telefonnummer (0331) 2013949.

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