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Berlin: Im Freundschaftsdienst

Wie Mary Ellen von Schacky-Schultz neuen Diplomaten in Berlin hilft, die Stadt kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen

Amerikaner lieben Berlin manchmal mehr als die Berliner selber. Das gilt auch für Mary Ellen von Schacky-Schultz, die sich ehrenamtlich um das Image der Stadt verdient macht. Seit zwei Jahren ist sie Präsidentin des Diplomatenclubs „Willkommen in Berlin“, und damit hat sich für sie ein biografischer Kreis geschlossen. „Willkommen in Berlin“ betreut die Angehörigen aller hier in Berlin akkreditierten Diplomaten aus etwa 120 Ländern. Gleich am Anfang legte die neue Präsidentin einen alten Streit mit dem Ambassadors Club bei, der sich einige Jahre zuvor abgespalten hatte. „Dass es da zwei verschiedene Clubs gibt, die miteinander streiten, so was verstehen Diplomaten nicht“, sagt die amerikanische Berlinerin, die sehr viel von Harmonie hält. Man mache sich ja auch keine Konkurrenz, da der Willkommen-Club im Auswärtigen Amt darauf ausgerichtet sei, den Angehörigen möglichst schnell ein Netzwerk von Freunden zu schaffen.

Ihr Lebensweg hat sie auf diese Aufgabe gut vorbereitet. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Chicago. Nach dem Französisch-Studium ging sie 1970 nach Burundi, wo sie den deutschen Botschafter Erwin von Schacky kennenlernte. Die beiden heirateten 1975 in New York. 1979 kam sie nach West-Berlin, wo Erwin von Schacky Protokollchef des Senats wurde. Da sie Englisch, Französisch und Deutsch gleichermaßen sprach, fühlte sie sich im Berlin der West-Alliierten rasch zu Hause und konnte ihren Mann in seinem Beruf unterstützen. Nach seinem Tod 1983 blieb sie in Berlin, die Kinder waren erst vier und sechs Jahre alt. 1986 heiratete sie Berndt Schultz, der ein Jahr später die Villa Griesebach aus der Taufe hob.

Im Willkommen-Club gibt es für viele Interessenrichtungen Gruppen. Eine heißt „Unbekanntes Berlin“, eine andere, neu eingerichtete „Soziale Einrichtungen“. Die Präsidentin ist vor allem zuständig für die Jour Fixes mit prominenten Gästen, die immer häufiger auch in Botschaften stattfinden, da es ständig schwieriger wird, Hotels dazu zu bewegen, ihre Räume zur Verfügung zu stellen.

Ein Teil der Mitglieder zählt offiziell zum Auswärtigen Amt, zum Beispiel wenn die Ehepartner im diplomatischen Dienst arbeiten. Nach wie vor gibt es viele Frauen, die ihre Arbeitskraft gratis zur Verfügung stellen, die Chilenin Ana María Wollfahrth zum Beispiel, die mit einem deutschen Diplomaten verheiratet ist. „Wir kochen für Deutschland“ heißt das Motto der Frauen.

Im Präsidium des Vereins ist laut Satzung alle zwei Jahre ein Wechsel vorgesehen. Gefragt, was ihr in der im Juni ablaufenden Amtszeit am wichtigsten war, nennt Mary Ellen von Schacky-Schultz Ausflüge und Diskussionen. Dabei ist ihr größtes Verdienst, dass der Club unbeschadet von Reibereien und übertriebener Publicity inzwischen ganz in Ruhe arbeiten kann. Immer wieder kündigen Mitglieder an, einen ähnlichen Club zu gründen, wenn sie in ihre Heimatländer zurückkehren. Sie möchten denen, die vorübergehend in ihren Ländern leben, ähnlich schöne Erinnerungen mit auf den Weg geben, wie sie selber sie aus Berlin mitgebracht haben.

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