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Berlin: Im Garten Eden

Von Klaus Stimeder und Fritz H. Köser Table Dancer spielen im „Marathon-Faust“.

Von Klaus Stimeder

und Fritz H. Köser

Table Dancer spielen im „Marathon-Faust“. Miss Germany singt mit den Metallern von „Papa Roach“. 70er-Glitzerkult trifft auf Industriedesign. Geht es nach dem Willen ihrer Betreiber, sollen künftig zwei Mikrokosmen des Berliner Nachtlebens, die wohl gegensätzlicher nicht sein könnten, zu einem Universum verschmelzen. Die „Arena" in Treptow will den Club „Big Eden" am Kurfürstendamm kaufen. Die Betreibergesellschaft des Ost-Berliner Aushängeschilds für Alternativkultur, geboren 1995 auf dem Areal einer ehemaligen Buswerkstatt, soll einen der ältesten West–Berliner Clubs übernehmen. Der Deal zwischen Rolf Eden, dem Besitzer des „Big Eden" und der Kulturarena Veranstaltungs GmbH steht nach Angaben beider Seiten kurz vor der Unterschrift. „Wir treffen uns in den nächsten zwei Wochen noch einmal, dann sollte alles klar gemacht werden“, sagt Rolf Eden. „Unsere Gespräche sind soweit fortgeschritten, dass kein Dritter mehr dazwischenfunken kann", sagt Falk Walter, der Arena-Geschäftsführer. Der 37-Jährige führt mit seinen Partnern von der Sage Club GmbH die Verhandlungen. Über den Kaufpreis macht Walter keine genauen Angaben. „Er liegt aber unterhalb der von Eden ursprünglich geforderten 1,5 Millionen Euro", sagt er. Das Technikpersonal soll voll übernommen werden, die Service-Mannschaft teilweise. Bereits am 12. September soll das „Big Eden neu“ öffnen.

Das Konzept steht fest: „Wir wollen die Dekadenz der Roaring Twenties zurückholen", sagt Walter. Konkret heißt das: Eine allabendliche Varieté-Theater-Vorstellung, die in eine Clubnacht mit zeitgenössischen Klängen übergeht. Mit der Performancekünstlerin Penny Arcade verhandelt man bereits über Auftrittstermine. Alles anders, alles neu also? „Nein, was optisch an die große Zeit des Eden erinnert, wird bleiben. Der Club ist ja eine Art Berlin-Museum mit Seventies-Kult", sagt Walter. Dennoch wünsche man sich künftig ein anderes Publikum, vornehmlich neugierige Berliner Szene-Menschen, die sich vom derzeit angesagten Ausgeh-Bezirk Mitte wieder nach Westen orientieren wollen. „Und weniger Busladungen mit Touristen aus Westdeutschland", erklärt Walter die Richtung, in die es gehen soll.

Einer sei jedenfalls immer aufs Herzlichste willkommen: Rolf Eden. Ihn hat Walter als „klaren, geschäftstüchtigen und humorvollen Menschen“ kennen gelernt. Vor allem: „Ihm gefällt unser Konzept." Als Rolf Eden im März 1957 sein erstes Lokal, den „Eden Saloon" in der Damaschkestraße aufmachte, ahnte noch niemand, dass der ehemalige Barpianist im Lauf der Jahrzehnte zur West-Berliner Institution aufsteigen würde. Mit offen zur Schau gestellter Promiskuität, Miss-Wahlen und Sex-Skandalen lockte der Nebenerwerbsschauspieler („Der Mann mit dem goldenen Pinsel", „Heißer Sand auf Sylt") in den Sechzigern und Siebzigern massenweise die Leute in seine Lokale. Auch ins „Big Eden“, das der „dienstälteste Playboy Deutschlands“ im Dezember 1967 aufmachte. „Es ist nicht zum ersten Mal, dass jemand versucht, den Laden zu übernehmen. Aber jetzt sieht es tatsächlich so gut aus wie nie zuvor", bestätigt der sonnengegerbte 72-Jährige den Fortschritt der Verhandlungen. Der Unterschied zu früheren Angeboten liegt ihm zufolge im Vorgehen der Bieter: „Das sind echte Profis, die wissen genau, was sie wollen." Zu billig solle es aber auch nicht werden, „schließlich ist der Club mein Lebenswerk“.

Der ehemalige „König vom Kurfürstendamm“ will sich seinen Rückzug mit einem Extra-Handgeld versüßen lassen. „Nach 45 Jahren fällt einem das Aufgeben nicht leicht. Aber jetzt hab ich wenigstens mehr Zeit, mich um die Damen und die Kinder zu kümmern“, sagt er. Ein neues Lokal will Eden auf seine alten Tage jedenfalls nicht mehr aufmachen: „Irgendwann muss einfach Schluss sein. Jetzt sollen mal die Jungen ran.“

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