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IM ''Gregor'': ''Berliner Zeitung'' prüft Stasi-Vorwürfe gegen Leinkauf

Einer der leitenden Redakteure der "Berliner Zeitung", Thomas Leinkauf, hat für die Stasi gearbeitet. Wie seine Spitzelarbeit genau aussah, will das Blatt jetzt durch die Sichtung der 120 Seiten dicken Akte heraus finden.

Die "Berliner Zeitung" prüft Stasi-Vorwürfe gegen ihren Ressortleiter des "Magazin", Thomas Leinkauf. Die Chefredaktion werde die jetzt aufgetauchte Akte Leinkaufs sichten und bewerten, schreibt das Blatt in seiner Samstagausgabe. Über das Ergebnis der Untersuchung werde die Zeitung ihre Leser informieren.

Die Zeitung "Die Welt" hatte berichtet, Leinkauf sei Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gewesen. Er soll als Student unter dem Decknamen "Gregor" für die Hauptverwaltung Aufklärung gearbeitet haben. Leinkauf bestätigte dem Blatt nach eigenen Angaben, kurze Zeit für den Geheimdienst tätig gewesen zu sein, dies aber nicht öffentlich gemacht zu haben. Während seiner Arbeit bei der "Berliner Zeitung" will er keine Kontakte mehr zur Stasi gehabt haben.

Der "Welt" liegt nach eigenen Angaben die rund 120 Seiten dicke Stasi-Akte des Journalisten vor, die den Zeitraum von Mai 1975 bis August 1977 umfasse. Laut den Dokumenten aus der Birthler-Behörde sollte Leinkauf sowohl Ost- als auch Westdeutsche als Agenten werben. Zudem soll er mehrfach Bekannte angeschwärzt haben.

Konsequenzen gefordert

Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, forderte personelle Konsequenzen. "Es kann nicht sein, dass ehemalige Stasi-Leute das Profil des Blattes bestimmen und dabei Stimmung machen gegen die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit", sagte Knabe am Samstag in Berlin. Leinkauf habe auf den von ihm verantworteten Seiten immer wieder zu Stasi-Themen Stellung genommen, wiederholt auch mit eigenen Beiträgen.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Michael Braun, begrüßte die Reaktion der Chefredaktion der Zeitung, die Akte zu sichten und zu bewerten. Es wäre nach Brauns Auffassung allerdings besser, wenn diese Arbeit von einer objektiven Stelle, dem Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin vorgenommen würde. Gerade hinsichtlich einer unparteiischen, überparteilichen Zeitung sei das Gebot der absoluten Transparenz dringend geboten, mahnte der CDU-Politiker. (svo/ddp)

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