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Berlin: Im Kittchen werden Jobs frei

Die Justizvollzugsanstalt Tegel will mehr Jobs für ihre Gefangenen schaffen. Privatfirmen sollen dafür auf dem Freigelände des Gefängnisses eigene Produktionsstätten aufbauen.

Die Justizvollzugsanstalt Tegel will mehr Jobs für ihre Gefangenen schaffen. Privatfirmen sollen dafür auf dem Freigelände des Gefängnisses eigene Produktionsstätten aufbauen. Im Gespräch sei unter anderem ein Lebensmittel verarbeitender Betrieb, sagte gestern der neue Geschäftsführer des Bereichs Arbeitswesen, Ulrich Fehlau. Es gebe derzeit acht Interessenten.

Für Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) hat die Arbeit im Knast höchsten Wert. „Gefangenenarbeit ist für mich das zentrale Resozialisationsmittel“, sagte sie bei der Vorstellung des Projekts. Nebeneffekt von mehr Marktwirtschaft im Knast: Gewinne darf die JVA behalten und in die dringend notwendige Modernisierung stecken. 2001 sei bereits eine halbe Million Euro mehr eingenommen worden, hieß es.

Bislang beschäftigt die JVA Einsitzende in 15 eigenen Handwerksbetrieben. Jobs gibt es aber nur für 960 der rund 1700 Gefangenen. Neue Arbeitsplätze sollen auch dadurch entstehen, dass aus den bürokratisch geführten Gefängnisbetrieben – darunter eine Bäckerei, eine Schlosserei, eine Tischlerei, eine Druckerei – expandierende Unternehmen werden. Erste Schritte sind gemacht. So wurden die Werksleiter in Betriebswirtschaft weitergebildet. „Sie haben mehr Eigenverantwortung, müssen selbst kalkulieren und können neue Produkte entwickeln“, sagt Fehlau. Mit einer Broschüre wird zudem erstmals für die Produkte geworben. Bislang hat die öffentliche Verwaltung 95 Prozent der Erzeugnisse abgenommen. Der Nachteil ist, dass sie nicht mit barer Münze zahlt.

Privatleuten sei das Angebot fast unbekannt, sagt Fehlau. Dabei würde in der JVA gute Handwerksarbeit geleistet. Die Preise lägen „in der Regel“ unter dem Marktniveau. Die Kunden haben sich bislang aber auch von den Gefängnismauern abschrecken lassen. An den Produktionsbedingungen im geschlossenen Vollzug könne nicht gerüttelt werden, sagt Fehlau. Wer in Tegel sein Auto reparieren lässt, muss sich weiterhin zwei Mal durchsuchen lassen, Wagenheber und andere potenzielle Waffen entfernen. Knast-Produkte dagegen werden auch in einer ehemaligen Dienstwohnung vor den Toren in der Seidelstraße 41 präsentiert, unter anderem Holzspielzeug, Tiffanylampen und Möbel (Tel.: 4383608). Tobias Arbinger

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