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Berlin: Im Kokainrausch zur Säge gegriffen

Siebeneinhalb Jahre Haft gegen 38-Jährigen, der seinen besten Freund tötete und die Leiche zerstückelte

Die Drogen waren die Fessel, von der sich Peter M. nicht lösen konnte. Sie haben ihn so verändert, dass er schließlich in einer harmlosen Situation mit einem Messer auf seinen Freund einstach. „Durch Kokain angetrieben hat er es fertig gebracht, den Körper zu zerlegen“, hieß es gestern im Urteil gegen den 38-Jährigen. Die Richter sprachen Peter M., der seinen fünf Jahre älteren Freund Michael K. getötet und die Leiche zersägt hatte, des Totschlags schuldig und verhängten eine Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren.

Der Fall habe eine besonders tragische Komponente, sagte die Richterin. „Er hat die einzige ihm nahe stehende Person getötet.“ Den Menschen, der ihm in den letzten Jahren immer wieder geholfen hat. Es sei eine spontane, von einem „gewissen Undank“ geprägte Tat gewesen. Die Richter waren überzeugt, dass Peter M. im „verzweifelten Bemühen, es irgendwie ungeschehen zu machen“ die Leiche zerstückelte. Aufgrund des Drogenkonsums des Angeklagten ging das Gericht von einer verminderten Steuerungsfähigkeit aus. Das Urteil entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Peter M. saß schmal und blass auf der Anklagebank. Er hat es nie geschafft, wirklich Fuß zu fassen im Leben. Seine Eltern hatten ihn in eine Klosterschule gegeben. Danach brach er eine Ausbildung zum Klempner ab. Zwanzig Jahre lang hat er Drogen genommen. Als er Anfang der 90er Jahre wieder einmal wegen Beschaffungskriminalität im Gefängnis saß, lernte er endlich einen richtigen Freund kennen. Michael K. kümmerte sich fortan um ihn. „Wir haben uns gut verstanden, sein Tod berührt mich sehr, es tut mir sehr Leid“, sagte M. am Ende des Prozesses. Er hatte den Richtern erschreckend detailliert beschrieben, was sich an einem Tag im Frühjahr vergangenen Jahres in der Friedrichshainer Wohnung seines Freundes abspielte. Weil er wieder Kokain genommen hatte, war es zum Streit gekommen. Michael K. sei wütend gewesen und habe drohend mit einem Kaffeepott gefuchtelt, sagte der Angeklagte. Da habe er aus Angst vor Schlägen zu einem Brotmesser gegriffen. Der Stich in den Hals war tödlich. Der Leiche sägte er Arme und Beine ab und entsorgte sie im Müll. Den Rumpf verpackte er in Mülltüten und versteckte ihn in der Speisekammer.

Im Prozess hatte er davon gesprochen, dass er „mit Koks zugedröhnt“ gewesen sei. Als er seinen toten Freund blutüberströmt auf dem Boden liegen sah, habe er gedacht: „Aus dem Weg, aus dem Sinn.“

Erst etwa sechs Wochen später wurde die Leiche gefunden. Die Hausverwaltung hatte Verdacht geschöpft. Weil für die Wohnung keine Miete gezahlt wurde und ein penetranter Geruch wahrgenommen worden war, ließ sie die Tür öffnen. Peter M. saß zu diesem Zeitpunkt bereits in Untersuchungshaft, weil er in einem gestohlenen Auto erwischt worden war.

Kerstin Gehrke

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