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Berlin: Im Land der Lichtrenner

Er war Designer in Berlin – bis Hollywood anrief Für „Tron“ entwarf Daniel Simon die Fahrzeuge

Wozu noch ein Schaltknauf, weshalb Bremse, Gaspedal, Scheinwerfer? Man sollte doch meinen, ein hyperfuturistisches Design könnte auf solche Kleinigkeiten des Steinzeit-Automobilismus verzichten, sie durch digital-virtuelle Lösungen ersetzen. Etwa dass allein der Wille des Fahrers so ein Zukunftsmobil beschleunigt und lenkt. Aber ein Schalthebel wie gewohnt, musste das sein?

Ja, musste. Daniel Simon, Erfinder futuristischer Concept Cars und Fahrzeugdesigner für den Science-Fiction-Thriller „Tron Legacy“, ist sich da ganz sicher. „Wenn ich für mich selbst Zukunftsfahrzeuge entwerfe, würde man mich vielleicht nicht verstehen, nicht wissen, wo vorne ist, wo hinten oder wie viele Leute reinpassen. Als Künstler aber versuche ich eine Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem. Deswegen haben viele verrückte Zukunftsautos auch so eine Art Lenkrad, damit man sich damit identifizieren kann.“ Und ein Auto ohne Scheinwerfer ginge schon gar nicht, es hätte kein Gesicht mehr.

Ab kommender Woche kann man die Kreationen des 1975 in Stralsund geborenen Designers im Kino besichtigen, in Disneys neuem 3-D-Spektakel, das die Geschichte des Cyber-Thrillers „Tron“ von 1982 fortschreibt. Am Freitagabend wurde im Tempodrom, mit integrierter Michalsky-Modenschau, die Deutschland-Premiere gefeiert, zu der Regisseur Joseph Kosinski, Hauptdarsteller Garrett Hedlund, seine Kollegin Beau Garrett und eben Daniel Simon gekommen waren. Für den heute in Los Angeles lebenden Designer war es eine Art Rückkehr. Im Moabiter Meilenwerk hatte er sich 2005 ein Büro gemietet, versuchte sich als freiberuflicher Designer. Zwei Wochen später erhielt er per E-Mail die Einladung des Regisseurs, an „Tron Legacy“ mitzuarbeiten“. Das konnte er nicht ablehnen.

Auf den Mann aus Germany war der Regisseur durch dessen Buch „Cosmic Motors“ aufmerksam geworden, das Simon 2007 herausgegeben hatte, eine Sammlung von visionären Fahrzeugentwürfen, die er parallel zu seiner Arbeit für VW geschaffen hatte. Nach dem Studium an der unter Automobilbauern hochangesehenen Hochschule Pforzheim hatte er unter anderem fünf Jahre im Potsdamer VW Design Center Europe gearbeitet, auch für die Konzernmarken Bugatti und Lamborghini. Und nun ist er eben in Hollywood gelandet. Von ihm stammen in „Tron Legacy“ die „Lichtrenner“ genannten Motorräder, dazu das „Lichtmobil“, diverses Fluggerät und noch einige Hintergrund-Autos – zehn Fahrzeuge insgesamt. Dass sie nie tatsächlich gebaut werden, stört ihn nicht. „Wenn sie in meinem Kopf existieren, sind sie für mich real.“

Neue Aufträge gibt es für Simon schon, etwa in der Verfilmung der „Captain America“-Comics. Er selbst fährt einen VW Touareg, den braucht er, um seine Gerätschaften durch Hollywood zu transportieren. Gibt es ein Filmauto, das ihn besonders beeindruckt hat? Steve McQueens Porsche 917 in „Le Mans“. Mit Schaltung! Andreas Conrad

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