zum Hauptinhalt

Berlin: Im Lkw zum Landgericht

Fondsanleger reichen heute rund 6500 Klagen gegen die Bankgesellschaft Berlin ein

Im größten deutschen Bankenskandal gehen jetzt die Anleger zum Angriff über. Aus Angst um den Verlust von Einlagen und versprochenen Renditen werden am heutigen Mittwoch beim Landgericht Berlin am Tegeler Weg rund 6500 Klagen mit einem Volumen von 350 Millionen Euro gegen die Bankgesellschaft Berlin (BGB) eingereicht. Bundesweit rechnet der Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz (AAA) mit etwa 10 000 Klagen mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro.

Die Anleger fürchten trotz umfangreicher Garantien der Bankgesellschaft um ihre Einlagen und versprochenen jährlichen Ausschüttungen. Wie erst im Zuge der Bankenkrise herauskam, wurden über die Fonds Immobilien vermarktet, die teilweise nicht dem dargestellten Wert entsprechen. Deswegen besteht für Anleger die Gefahr, dass sie ihre Einlagen nicht wie versprochen nach 25 bis 30 Jahren zurückerhalten.

Nach Darstellung von AAA-Rechtsanwälten waren alle Versuche gescheitert, eine außergerichtliche Lösung mit der Bankgesellschaft Berlin zu erzielen beziehungsweise zumindest eine umfassende und belastbare Verzichtserklärung auf Einrede der Verjährung zu erlangen. Wegen der zahlreichen Klagen werden die ungeheuren Papiermengen per Lkw dem Gericht angeliefert.

Die Klageanlagen umfassen neben den Beweisunterlagen wie Fondsprospekte, Prospektprüfungsberichte, Geschäftsberichte oder bankinterne Gesprächsprotokolle auch für jeden Kläger eine eigene Schadensermittlung nebst Nachweisen von bis zu 30 Seiten – und dies alles in vierfacher Ausfertigung.

Die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft war vor allem durch Missmanagement im Immobilienbereich in die Schieflage geraten. Das Land Berlin musste kurzfristig 1,7 Milliarden Euro zuschießen, um den Konzern vor der Pleite zu retten. Darüber hinaus musste das Land eine Bürgschaft über 21,6 Milliarden Euro abgeben, um die langfristigen Risiken des Immobiliengeschäfts abzusichern und die in den Fondsprospekten versprochenen Renditen zu sichern.

Die Staatsanwaltschaft hat erst kürzlich, wie berichtet, gegen 14 frühere Spitzenmanager der Berlin Hyp, eine Tochter der Bankgesellschaft, Anklage erhoben. Ihnen wird in der Affäre um zweifelhafte Kredite für die Immobilienfirma Aubis Untreue in besonders schweren Fall vorgeworfen. Tsp/ddp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false