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Berlin: Im Namen des Geldes

Fast alle deutschen Arenen haben ihre Namen an Sponsoren verkauft. Das Olympiastadion könnte der Berliner Landeskasse Millionen bescheren

Neulich haben sich die Manager der deutschen Stadien im Ruhrgebiet getroffen und über die vergangenen Monate geredet. Die Fußball-WM ist schließlich vorbei, der Konzertsommer 2006 neigt sich dem Ende zu. Also haben all die Geschäftsführer – etwa vom „Signal-Iduna-Park“ (Dortmund), vom „easycredit-Stadion“ (Nürnberg), vom „Rhein-Energie-Stadion“ (Köln) und der „AWD- Arena“ (Hannover) – über ihre Erfahrung gesprochen. Das Treffen fand in Gelsenkirchen statt, genauer gesagt: in der „Veltins-Arena“. In der Runde war auch Peter von Löbbecke, 63, der als einer der ganz wenigen eine Visitenkarte mit sich herumtrug, auf der kein Sponsorenname gedruckt war, sondern einfach nur die Bezeichnung: „Olympiastadion Berlin“.

An Nachmittagen wie diesem fällt auf, welche Sonderrolle Berlin einnimmt. Die Namensrechte am Olympiastadion wurden bislang nicht verkauft. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Gespräche auf der politischen Ebene, die jedoch im Vorfeld der Fußball-WM schnell abgebrochen wurden. „Es ist gut, dass die Welt zu Gast war im Olympiastadion“, sagt Geschäftsführer Peter von Löbbecke. Dennoch müsse man immer wieder genau abwägen: „Darf man auf so viel Geld verzichten? Ich denke, dass in einer Stadt wie Berlin immer wieder über so eine Einnahmequelle nachgedacht werden muss.“ Es gehe schließlich „um sehr, sehr viel Geld“.

Nur zwei WM-Stadien trugen neben Berlin keinen Sponsor in ihrem Namen. Die eine Stadt – Kaiserslautern – hat nur noch einen zweitklassigen Verein, die andere – Leipzig – kann sogar nur Amateurfußball bieten. Doch die Entwicklung macht auch vor kleineren Stadien nicht Halt. Auch die Namensrechte in Bielefeld oder Fürth sind längst verkauft.

Das Olympiastadion hat sich längst zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt etabliert. Pro Tag zahlen mehr als 3000 Menschen Eintritt. In einer Woche können Touristen auch erstmals den angrenzenden Olympiapark besuchen.

Das Land Berlin – seit gut einem Jahr oberster Chef im Stadion – will die Namensrechte bislang nicht verkaufen. Es sei jedoch „nach der Fußball-WM zumindest leichter“ über dieses Thema zu diskutieren, hat Sportsenator Klaus Böger vor einigen Tagen bei einem Besuch im Olympiastadion gesagt. Ein konkretes Angebot liege derzeit aber nicht vor.

Es geht um viel Geld, mit dem ein Teil des hohen Baukredits samt Zinsen getilgt werden könnte. „Zwei bis fünf Millionen Euro“ seien die Namensrechte am Olympiastadion wert, schätzt Manager Peter von Löbbecke. Er selbst sei glücklich mit dem traditionellen Namen, weil das Olympiastadion weltweit eine Marke sei. Man müsse jedoch immer sachlich abwägen, „was das Beste ist für die Stadt“ – frei von Emotionen.

Von Löbbeckes Schätzungen orientieren sich an den Verträgen der anderen Stadien. Für 15 Millionen Euro etwa wurden einst die Namensrechte des Hamburger Stadions an AOL bis 2010 verkauft. Dortmund soll nach Schätzungen bis 2011 fast vier Millionen Euro pro Jahr einnehmen; in Nürnberg sollen es rund zwei Millionen Euro pro Jahr sein.

André Görke

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