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Berlin: Im Rückwärtsgang Millionen gerettet

Mit einer Panzerfaust stoppten vier Räuber einen Geldtransporter. Aber sie flüchteten ohne Beute

Es hätte sich gelohnt. Eine Millionenbeute entging den schwer bewaffneten Männern, die, wie gemeldet, am Dienstagabend einen Geldtransporter an einer Autobahnauffahrt gerammt hatten und die Geldboten dann mit Maschinenpistolen und Panzerfäusten bedroht hatten. Die Täter brachen den Überfall ab, nachdem der Fahrer des gepanzerten Fahrzeuges geistesgegenwärtig den Rückwärtsgang einlegte und davonraste. Auch hatten sich Zeugen genähert. Niemand wurde verletzt. Unklar ist, ob aus einer Maschinenpistole geschossen wurde. Zeugen wollen Mündungsfeuer gesehen haben, jedoch wurden keine Einschusslöcher oder Projektile gefunden.

Die Tat war professionell geplant. Die vier Täter hatten zwei ihrer Fahrzeuge – beides silberfarbene Mercedes-Geländewagen der M-Klasse – auf dem noch nicht eröffneten Autobahnteilstück Richtung Dresden abgestellt, ein drittes, ein roter Pkw, soll dem gepanzerten Werttransporter vom nahe gelegenen Gelände der Firma Brinks gefolgt sein. Die beiden Männer sollten in Berlin die Geldautomaten von Banken und Sparkassen auffüllen, der Wagen war voller Geld. Es soll sich um Millionen Euro gehandelt haben. In einen einzigen Geldautomaten passen 70 000 bis 200 000 Euro, Brinks hat sich auf das Befüllen spezialisiert.

Die Täter flohen nach dem gescheiterten Überfall mit dem roten Pkw und einem der M-Klasse-Daimler. Den zweiten Geländewagen ließen sie stark beschädigt zurück. Das Auto war am 8. Dezember in Lichtenrade einem Mann geraubt worden, der gerade seine Garage aufschließen wollte. Er wurde mit einer Waffe bedroht und gab den Autoschlüssel her. Die Polizei fragt jetzt, wer seit diesem Überfall in der Seydlitzstraße den Wagen mit dem Kennzeichen B-DC 1709 gesehen hat. Angaben über die Täter gibt es keine, außer dass sie „schwarz gekleidet und schwarz maskiert“ waren. Brinks hat laut Polizei eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Die bundesweit tätige Firma, die in Treptow ihre Filiale für Nordostdeutschland hat, lehnte jegliche Stellungnahme ab.

Erst Ende Dezember hatten vier Männer vor Ikea in Waltersdorf einen Geldtransporter gerammt. Als die Geldboten nicht sofort ausstiegen, schossen die Täter mit einer MP gezielt auf die Fahrerkabine und verletzten einen der Männer. Sie flohen unerkannt, die Suche nach ihnen blieb nach Angaben des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) bislang ohne Ergebnis. Die letzten dieser Brachialüberfälle auf Geldtransporter hatte es zum Jahreswechsel 2001/2002 gegeben, auch sie blieben ungeklärt: Beide geschahen am Seegefelder Weg, der eine auf Spandauer Gebiet, der andere kurz hinter der Stadtgrenze. Bei beiden Überfällen schossen die Täter auf die gepanzerten Fahrzeuge, um das Personal zum Aussteigen zu zwingen. Dieses hat auch eine entsprechende Anweisung, wenn es sich gefährdet fühlt. Denn die Panzerung hält dem Beschuss durch stärkere Waffen wie Maschinengewehren nicht stand.

Dass die Maskenmänner am Dienstag nach Angaben der Geldboten sogar mit zwei Panzerfäusten ausgerüstet waren, wird eher als Drohgebärde gewertet. Wenn eine Panzerfaust aus fünf Metern abgefeuert wird, sind hinterher weder das Geld im Auto noch der Werfer da, hieß es bei der Polizei.

Bundesweit gibt es jährlich nur ein Dutzend derartiger Taten pro Jahr, in England sind es über 800. In Berlin wurden im vergangenen Jahr meist die Geldboten überfallen, wenn sie das Fahrzeug verlassen haben. Erst vor drei Wochen konnte eine Serie geklärt werden (siehe Kasten).

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