zum Hauptinhalt

Berlin: Im Schützengraben vor dem Berliner Rathaus (Glosse)

Das wird jetzt recht ungemütlich rund ums Berliner Rathaus. Stacheldrahtsperren, scharfe Schäferhunde, Wachtürme mit Scheinwerfern - und jeder Besucher muss zwangsweise Aktendeckel für 26 Mark kaufen, um vorgelassen zu werden.

Das wird jetzt recht ungemütlich rund ums Berliner Rathaus. Stacheldrahtsperren, scharfe Schäferhunde, Wachtürme mit Scheinwerfern - und jeder Besucher muss zwangsweise Aktendeckel für 26 Mark kaufen, um vorgelassen zu werden. Auf unerlaubtes Verlassen der Regierungszentrale steht der gezielte Todesschuss, exekutiert von Grenzschützern, die eigens aus Bayern herbeigeholt wurden.

Hässlich, hässlich. Aber auch der Berliner SPD geht es nicht besser. Peter Strieder, mit 99 Prozent der Stimmen zum Generalsekretär des Zentralkomitees seiner Partei gewählt, lässt seinen Geheimdienstchef heimlich eine große Rede einüben: "Ich liebe euch doch alle ..."

Falls Ihnen das jetzt seltsam vorkommt, müssen wir zwecks weiterer Information an die PDS verweisen, die sich mit solchen Sachen ja auskennt. Ihre Führungspersönlichkeiten sind nämlich fest davon überzeugt, dass der Kalte Krieg weiter geht. Eberhard Diepgen, meint Petra Pau, steckt "in den Schützengräben des Kalten Krieges", und für ihren Parteifreund Harald Wolf ist die hiesige SPD wie die SED vor zehn Jahren.

Wohin mag das noch führen? Ist Klaus Böger der Hans Modrow der Sozialdemokraten, oder doch eher der Egon Krenz? Wird Diepgen von General a.D. Schönbohm die Schulterklappen übernehmen und die PDS mit klingendem Spiel aus der Stadt jagen? Revanchiert sich die SPD mit dem Hinweis, die PDS sei wie die NSDAP 1928, nur ohne Hitler?

Theoretisch könnte es allerdings auch sein, dass all das reine Fiktion ist, inspiriert von missverständlichen rhetorischen Ausfällen. Aber die würden ernst zu nehmenden Politikern doch nie unterlaufen, nicht wahr?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false