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Berlin: Im Spiegel der Geschichte

Bürgermeister Herbert Weber verteidigt sich gegen Kritik

Der Historiker Herbert Weber und der CDU-Politiker Herbert Weber haben derzeit einen Interessenkonflikt. Der Historiker spricht gerne über die jüngere deutsche Geschichte, hält Vorträge an Schulen oder vor Offiziersanwärtern der Bundeswehr. Derzeit aber blickt der Historiker lieber voraus als zurück. Das hat mit dem Steglitz-Zehlendorfer Bezirksbürgermeister zu tun, der Herbert Weber seit 1992 vor allem ist. Und mit dem 8. Mai.

„Ich will mich zu diesem Thema nicht mehr äußern“, sagt der Bezirksbürgermeister Herbert Weber. Die Bezirksverordneten hatten Mitte Januar mit der Stimmenmehrheit von CDU und FDP jenen Beschluss gefasst, dessen Folgen die Landes-CDU heftig erschüttert haben. Sogar die Bundespartei nahm Notiz von der Angelegenheit. Die politischen Gegner attackierten Weber, er sei tatenlos geblieben, als der CDU-Verordnete Hippe seine umstrittenen Äußerungen zur NPD machte. Und auch in der Landesspitze der Union gab es intern Kritik, Weber habe nicht zwischen den Fronten moderiert.

„Ich habe in der BVV eine Rede gehalten, der alles zu entnehmen war, was ich zu diesem Thema zu sagen hatte“, sagt der 55-jährige Weber. Im Übrigen sei für die CDU-Fraktion im Bezirk nicht der Bürgermeister, sondern der Fraktionsvorsitzende verantwortlich. Damit ist Norbert Kopp gemeint. Weber und Kopp, heißt es in der Union, seien sich nicht sonderlich wohlgesonnen. Was den 8. Mai angeht, haben sie sich ähnlich geäußert: „Wir können das Thema nicht den Rechten überlassen“, sagt Weber. Seine Rede in der BVV hat ihm einen Abwahlantrag der Bezirks-SPD eingebracht. „Nun ja“, sagt Weber, das müsse er nicht kommentieren.

Stattdessen blickt er noch einmal voraus. Der Fortbestand der Freien Universität und des Klinikums Benjamin Franklin – „das sind unsere drängenden Probleme“. Die Frage, wie lange Weber sich als Bezirksbürgermeister noch darum kümmern wird, ist offen. Es heißt, er wolle bei der nächsten Bundestagswahl als Direktkandidat antreten. „Darüber werden die Parteigremien abstimmen.“ Ein Dementi klingt anders. Zumal, da Weber noch einen Zusatz hinterherschiebt. „Ich bin Jahrgang 1949, da darf man sich doch beruflich noch einmal verändern.“

Der Streit um den 8. Mai ist nicht der erste Konflikt in der Frage, wie der Bezirk mit der NS-Vergangenheit umgehen soll. Im Mai 1994 lehnten die Steglitzer Bezirksverordneten von Union und FDP – damals noch mit den Republikanern – gegen SPD und Grüne ein Mahnmal für deportierte Steglitzer Juden ab. Die „Spiegelwand“ kam doch, weil der damalige Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) sich dafür einsetzte. Und weil der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) seinen Parteifreund, den Steglitzer Bezirksbürgermeister zur Ordnung rief. Dessen Name: Herbert Weber.

Marc Neller

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