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Berlin: Im Takt schlemmen und wippen: Die WM-Gastgeber feierten gemeinsam

Tiergarten. Kein Gegröle, keine Fahnen oder Fanschals - geschweige denn Tröten - , kein Bier vom Fass, nicht einmal Stehtische oder geschminkte Gesichter.

Tiergarten. Kein Gegröle, keine Fahnen oder Fanschals - geschweige denn Tröten - , kein Bier vom Fass, nicht einmal Stehtische oder geschminkte Gesichter.

In der koreanischen Botschaft am Lützowufer feiert man den Beginn der Fußballweltmeisterschaft 2002, die das Land zusammen mit Japan austrägt, nun mal anders. Eben nicht europäisch. Kurz vor der Übertragung der Eröffnungsfeier im Fernsehen sitzen der Hausherr, Botschafter Hwang Won-tak und sein japanischer Kollege Issei Nomura in einem abgedunkelten Raum und warten, bis die rund 150 Gäste aus Wirtschaft, Kultur und Politik auf den Plätzen der akribisch aufgestellten Stuhlreihen Platz genommen haben. Eingeladen hat der koreanische Botschafter, schließlich beginnt die WM-Eröffnungsfeier und das Spiel Frankreich gegen Senegal in seinem Heimatland: Im Sang An Stadion von Seoul.

„Ich darf davon ausgehen, dass sie alle Fußballbegeisterte sind“, scherzt Hwang Won-tak gleich zu Beginn, wohl in Anspielung darauf, dass viele der geladenen Gäste eher die politische als die sportliche Bedeutung des Turniers im Auge haben. Die diesjährige WM, die zum ersten Mal von zwei Ländern gemeinsam ausgetragen wird, „soll für die Menschen in der Welt Frieden stiften“, wünscht sich der koreanische Botschafter. „Wir wollen mit der Feier eine friedliche Botschaft vermitteln und zeigen, dass wir alle aufeinander angewiesen sind.“ Der japanische Botschafter nennt den Tag der WM-Eröffnung sogar „historisch“. Er sei stolz, dass sein Land Gastgeber des Turniers sein darf.

Dann erscheint das mit 64000 Menschen gefüllte Stadion in Seoul auf der riesigen Leinwand im Botschaftsgebäude. Eingeblendet werden Zuschauer, die auf kleine Trommeln klopfen, Tanzformationen positionieren sich auf der Rasenfläche, „die stehen wie ’ne Eins“, hört man den Kommentator sprechen. Während des Musikprogramms wippt der koreanische Botschafter diskret mit dem Fuß.

Am Schluss der so weit entfernten Eröffnungsfeier kommen die Gäste dem Land doch noch etwas näher - kulinarisch jedenfalls. „Natürlich nur koreanische Speisen“, betont ein Mitarbeiter, schließlich habe sein Botschafter eingeladen. Gereicht werden scharfes Feuerfleisch, Kimchi (eingelegter Chinakohl), Jabchae (Glasnudeln), kleine Pfannkuchen mit Meeresfrüchten, frittierte Scampis . . .

Und, wer wird nun Weltmeister? „Nun, ich bin Diplomat“, sagt der japanische Botschafter und lächelt. „Ich wünsche mir, dass sich Deutschland und Japan beim Endspiel in Yokohama gegenüberstehen werden.“ Dort wird er live dabei sein, zusammen mit Bundespräsident Johannes Rau. Der bekommt dann die FIFA-Flagge überreicht - in vier Jahren ist nämlich Deutschland WM-Gastgeber. Tanja Buntrock

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