zum Hauptinhalt

Berlin: Im Zeichen des Kleeblatts

BER soll am St. Patrick’s Day eröffnet werden Irlands Botschafter meint, das bringe Glück.

Noch steht es in den Sternen, ob der aktuelle Eröffnungstermin für den Flughafen BER gehalten werden kann. Freilich könnte Segen auf dem Tag liegen, und falls man ihn noch einmal verschieben muss, dann sollte man mindestens am 17. März festhalten, egal in welchem Jahr.

Grünes Licht für den Flughafen ist kein Problem, wenn es nach dem irischen Botschafter Dan Mulhall geht. Am 17. März wird weltweit St. Patrick gefeiert, der Nationalheilige der Iren. In diesem Jahr hatte er zu dessen Ehren sogar den Berliner Fernsehturm in grünes Licht tauchen lassen. „Das war eine große Ehre für mich, dass wir das machen konnten“, sagt er. Sollte also tatsächlich an einem 17. März der Flughafen eröffnet werden, könnte noch eine kräftige Portion zusätzliches grünes Licht gebraucht werden, um BER dann ergrünen zu lassen – wie die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht unter diesem Vorzeichen, denn Mulhall ist überzeugt, dass der St. Patrick’s Day Glück bringt.

Im Irischen gibt es zwei Wörter für Kleeblatt: Shamrock, das dreiblättrige, und Clover, das vierblättrige. Für die Iren ist klar, dass beide Glück bringen, und beide könnten natürlich auch bei der Eröffnungszeremonie eine Rolle spielen, auch wenn diese nur ganz klein werden sollte. Aber Kleeblätter sind ja auch klein. In München gibt es seit 20 Jahren sogar eine St. Patrick’s Day Parade. Bei der letzten waren 40 000 Menschen dabei, 12 000 hörten auch noch ein Konzert des irischen Sängers Johnny Logan. Erstmals in diesem Jahr gab es auch eine kleine Parade in Berlin. Auch das könnte man zu Ehren der Flughafen-Eröffnung ausweiten. Warum nicht eine Parade in Schönefeld veranstalten, um eine sympathische neue Tradition zu begründen?

Dass St. Patrick’s Day so groß gefeiert wird und immer weitere Kreise zieht, ist in erster Linie nicht den 4,5 Millionen Iren auf der Insel zu verdanken, sondern vor allem den 40 Millionen Amerikanern mit irischen Wurzeln, die ihre Identität, ganz anders als deutschstämmige Amerikaner sehr stark nach außen tragen. Der irische Ministerpräsident, erzählt Mulhall, sei jedes Jahr am St. Patrick’s Day zu Gast im Weißen Haus.

Seit den 80er Jahren nutzen die Iren auch diesen Tag, um mehr Touristen auf die Insel zu locken und ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu verbessern. Mulhall, der früher in Indien und Malaysia stationiert war, sieht für sich die oberste Priorität darin, neben Touristen auch mehr Investoren nach Irland zu holen und Exporte zu fördern, zum Beispiel den von irischem Rindfleisch, das bei anspruchsvollen Steak-Essern immer beliebter wird. Der 57-Jährige ist bekennender Fußballfan, seit seine Großeltern ihn im Alter von acht Jahren aus seiner Heimatstadt Tramore zu Spielen nach Dublin mitgenommen haben. Berlin ist ganz anders, als er erwartet hatte, viel fröhlicher und lebendiger: „Kein anderes Land hat eine so große Fanmeile, niemand würde eine so wichtige Straße lahmlegen fürs Public Viewing.“ Er staunt auch über die unermüdliche Berliner Art zu feiern, etwa auf den vielen Sommerfesten, die hier stattfinden. „Das muss daran liegen, dass Berlin nie fertig wird“, glaubt er. „Die Stadt wird immer in Bewegung sein. Wenn ich in zehn Jahren mal wieder hierherkomme, wird wieder alles anders sein“, ist er überzeugt.

Sei er vor 30 Jahren seine diplomatische Karriere begonnen hat, ist auch in seinem Beruf vieles anders geworden. Damals stand Außenpolitik im Vordergrund, Beamte mussten sich zurückhalten. Inzwischen gehört tägliches Twittern zu seinen Amtsgeschäften, und sein Erkennungsmerkmal dabei ist der grün angestrahlte Fernsehturm, der so täglich in alle Welt gesandt wird. „Kulturelle Diplomatie“ ist dem studierten Literaturwissenschaftler und Gymnasiallehrer sehr wichtig. In Berlin habe er den besten Bloomsday seines Lebens gefeiert, erzählt er und wirkt immer noch berührt von dem Auftritt der Berliner Band Amselfon, die Lieder aus James Joyce’ „Ulysses“ so schön gesungen hat, wie er sie noch nirgends gehört hatte.

Bei so guten Omen wäre es keine schlechte Idee, wenn am Eröffnungstag des Flughafens die Air Lingus zu den Premierenfliegern zählte. Die irische Fluggesellschaft hat alle ihre Maschinen nach irischen Heiligen benannt, und die zog es im Mittelalter oft nach Deutschland, damals natürlich noch nicht bequem mit dem Flugzeug. Aber sie brachten gälische Manuskripte mit, und einer, der heilige Kilian, wurde sogar Schutzpatron von Franken. Das ist sicher eine besondere Variante der deutsch-irischen Freundschaft, die zeigt, dass der Tag nicht nur glücklich, sondern auch segensreich gewählt ist. Elisabeth Binder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false