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Berlin: Immer der Röhre nach: Eine neue Partei will gegen Ignoranz kämpfen

Eigentlich sind die vielen Touristen gekommen, um das Brandenburger Tor zu fotografieren, aber nun bietet sich ihnen ein viel spannenderes Motiv: Sechs schwarz gekleidete Menschen mit langen Röhren auf dem Kopf marschieren über den Pariser Platz, angeführt von einem Mann mit Megafon: „Aufschließen, Röhre Nummer Drei!“ Die umstehenden Passanten schauen irritiert, dabei sind die Schwarzgekleideten doch bloß gekommen, um die ganze Welt zu retten.

Eigentlich sind die vielen Touristen gekommen, um das Brandenburger Tor zu fotografieren, aber nun bietet sich ihnen ein viel spannenderes Motiv: Sechs schwarz gekleidete Menschen mit langen Röhren auf dem Kopf marschieren über den Pariser Platz, angeführt von einem Mann mit Megafon: „Aufschließen, Röhre Nummer Drei!“ Die umstehenden Passanten schauen irritiert, dabei sind die Schwarzgekleideten doch bloß gekommen, um die ganze Welt zu retten.

„Wir tragen die Röhren stellvertretend für alle Menschen“, sagt Kurt Buchwald, Gründungsmitglied der neuen „Wahl-Alternative Röhre & Mensch“. Das Konzept der Partei ist so einfach wie abwegig: Im Zeitalter der Massenmedien hetzten die Menschen mit Scheuklappen durchs Leben, bemerkten kaum noch, was links und rechts passiert. „Die meisten Menschen haben Röhren auf“, sagt Buchwald. Deshalb hat der Berliner Aktionskünstler mit Freunden nun eine Partei gegründet, die sich für die Bedürfnisse der Röhrenmenschen einsetzt.

Konkrete Forderungen oder gar Wahlversprechen haben sie sich noch nicht überlegt: „Die Röhre ist das Programm.“ Die Röhrenmenschen gibt es seit 2001. Da stülpte Buchwald einem Freund die erste ein Meter lange Röhre über. Zunächst eher aus „ästhetischen Gesichtspunkten“, der theoretische Überbau sei dann später hinzugekommen.

Während Buchwald seine Röhren im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat und mittlerweile schon fast 500 Stunden mit Röhre über dem Kopf verbracht haben will, ist für Reinhard Jahn aus Hellersdorf heute Premiere. Ein „bisschen unbequem“ findet er das Ganze, aber für seinen Kumpel Kurt mache er das gerne. Und schließlich passe ja immer eine Begleitperson auf, dass die Röhrenträger nicht gegen den nächstbesten Laternenpfahl knallten. Buchwald spricht unterdessen von einer „spannenden Körpererfahrung“, denn die Röhre auf dem Kopf verenge zwar das Blickfeld des Trägers, verbessere aber dessen Gehör ungemein.

„Mit unseren Röhren halten wir Menschen den Spiegel vor“, erklärt Buchwald die politische Botschaft der Aktion. Wenn alle Deutschen ihre eigenen Röhren abnehmen und „aufmerksamer, freier und offener“ würden, könnte „endlich ein Ruck durch Deutschland“ gehen. Das gelte auch und besonders für die Politik. Konkreter möchte Buchwald dabei nicht werden, aber ihn stören zum Beispiel „die wirtschaftliche Lage“ oder „damals die Sache mit Toll Collect“. Zur Bundestagswahl will die Partei noch nicht antreten, trotzdem hat Buchwald große Pläne: Zuerst sollen sich die Röhrenmenschen flächendeckend in Europa ausbreiten, danach vielleicht in Amerika.

So steht es auch auf einem Plakat geschrieben, das die Aktivisten heute vor sich hertragen: „Röhren aller Länder, vereinigt euch!“

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