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Berlin: Immer weniger Berliner wollen fliegen

Mit dem Berliner Flugverkehr geht es weiter abwärts. Bei den Passagierzahlen wird es nach Tagesspiegel-Informationen im Oktober einen Absturz geben, der den September-Einbruch deutlich übertreffen wird.

Mit dem Berliner Flugverkehr geht es weiter abwärts. Bei den Passagierzahlen wird es nach Tagesspiegel-Informationen im Oktober einen Absturz geben, der den September-Einbruch deutlich übertreffen wird. Als Konsequenz hat im seit gestern geltenden Winterflugplan allen voran die Lufthansa zahlreiche Verbindungen gestrichen.

Besonders bitter für die Berliner Pläne, ein Luftdrehkreuz werden zu können, ist die bereits kurz nach den Terroranschlägen in New York und Washington vorgenommene Streichung der Lufthansa-Flüge nach Washington. Jahrelang hatten sich der Senat und Wirtschaftsvertreter für eine Non-Stop-Verbindung aus Berlin in die USA eingesetzt. Die Aufnahme der Flüge nach Washington war vom damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Lufthansa-Chef Jürgen Weber gemeinsam in Tegel groß gefeiert worden. Von Diepgens Nachfolger Klaus Wowereit (SPD) kam auch gleich ein harscher Protest zur Streichung.

Völlig überraschend kam der Schritt allerdings nicht. Schon vor den Anschlägen vom 11. September hatte Weber angekündigt, die Lufthansa werde bei allen Verbindungen prüfen, ob sie rentabel seien. Und Gewinne hat die Washington-Verbindung nach Angaben der Lufthansa nicht eingeflogen.

Während der Rückzug der Fluggesellschaft hier zum völligen Verlust der Non-Stop-Verbindung führt, gibt es auf den anderen von der Lufthansa aufgegebenen Verbindungen von Berlin nach London und Moskau immerhin noch Alternativen. Moskau bleibt im Programm von Aeroflot und Mongolian Airlines mit Starts in Tegel und Schönefeld. Nach London-Heathrow fliegt weiter ab Tegel British Airways, und Buzz steuert von Schönefeld aus Stansted an. Die Gesellschaft lockt Kunden mit günstigen Angeboten. Eine Billig-Konkurrenz durch Germania erhält Lufthansa jetzt auch auf der Frankfurt-Route.

Billigfluggesellschaften sind von der derzeitigen Krise kaum betroffen. Im Gegenteil, bei vielen steigen sogar die Buchungszahlen. Da zahlreiche Firmen die wirtschaftliche Flaute spüren, sparen die Unternehmen auch bei Flügen. Wenn sie nicht ganz vermieden werden können, weichen auch hochbezahlte Mitarbeiter in die billigere Klasse aus oder wählen gleich eine Billiggesellschaft.

Gestrichen wurden im Winterflugplan auch die Flüge von Iran Air ab Tegel nach Teheran und von Air Algerie von Schönefeld nach Algier. Berlin hatte aber auch schon im Sommer mehrere Verbindungen verloren. SriLankan musste die Flüge von Schönefeld über Dubai nach Colombo aufgeben, weil bei einem Bombenanschlag in Colombo die Hälfte ihrer Langstreckenmaschinen zerstört worden war. Die norwegische Widerös stellte mangels Nachfrage die Flüge von Tempelhof nach Oslo ein, und die italienische Gandalf gab ihre Verbindung von Tegel nach Mailand/Bergamo auf. Mailand bleibt aber im Programm anderer Gesellschaften.

Durch den erheblichen Rückgang bei den Passagierzahlen seit den Anschlägen in Amerika lässt sich nach Angaben der Flughafengesellschaft das prognostizierte Verkehrswachstum von vier bis fünf Prozent für dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr erreichen. Jetzt muss sogar mit einem Rückgang gerechnet werden. Im vergangenen Jahr hatte es einen Zuwachs von 7,5 Prozent gegeben; 13,3 Millionen Passagiere waren abgefertigt worden. Deshalb hatte die Flughafengesellschaft in Tegel die Abfertigungsanlagen erweitert. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass die Nachfrage wieder steigen wird und die neuen Schalter dann auch voll benötigt werden.

kt

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