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Immobilien: Das kommt in den besten Lagen vor

Wegen steigender Mieten geben Händler in der Friedrichstraße auf – anderswo stehen teure Geschäfte leer.

Die teuren Mieten für Verkaufsflächen in der Innenstadt setzen Einzelhändler immer stärker unter Druck. Die Folge sind Geschäftsaufgaben und Leerstand. Seit einem Jahr sucht der Eigentümer der Gloria-Passage am Kurfürstendamm, Ecke Breitscheidplatz, vergeblich einen neuen Mieter. Bei dem Eigentümer handelt es sich um den britischen Finanzinvestor Dawnay Day. Das ist jener Konzern, dem der Insolvenzverwalter der Hertie-Kaufhäuser vorwirft, durch überhöhte Mietforderungen die Kaufhauskette um ihre Zukunft zu bringen.

Auch in der Friedrichstraße fordert der Anstieg der Ladenmieten seine Opfer. Beispiel Quartier 206: Dort schließt nach zehn Jahren das italienische Schuhgeschäft Da Vinci "wegen einer starken Mieterhöhung", wie es in einem Brief an Kunden heißt. Nähere Auskünfte waren am Montag weder von der Betreiberin noch vom Vermieter Fundus zu erhalten. Experten berichten von Monatsmieten von in der Spitze bis zu 300 Euro pro Quadratmeter in vergleichbaren Lagen – trotz der Wirtschaftskrise. Da werde es für jedes Unternehmen eng, das nicht glänzende Geschäfte macht. "Der Verdrängungsprozess gehört zum Prinzip in diesen Lagen", sagt Magnus Donneck vom Makler Jones Lang Lasalle.

Von "Mietpreisexplosion" keine Rede

Die Mieten in der Friedrichstraße seien 2008 um durchschnittlich 16,7 Prozent gestiegen, schreibt das auf Geschäftsbauten in Toplagen spezialisierte Maklerunternehmen Comfort in seinem aktuellen "Städte-Report Berlin". Die übliche Miete betrage dort nun 140 Euro pro Quadratmeter für ein Ladenlokal.

"Die Straße liegt durch die Fertigstellung der letzten Neubauten im Aufwärtstrend", sagt Dorothee Stöbe von der Interessengemeinschaft Friedrichstraße. "Alles ist fertig, und alles ist vermietet." Es gebe einige Interessenten, die keine freien Flächen mehr finden könnten. "Große Nachfrage treibt die Mieten hoch – das ist ganz normal", sagt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Von einer "Mietpreisexplosion" könne aber keine Rede sein, die Summen seien in 1A- Lagen nicht unüblich. Zuletzt habe vor allem der Neubau "Upper East Side" an der Ecke Unter den Linden die Friedrichstraße "enorm nach vorne gebracht". Wie berichtet, eröffnet in dem Gebäude bald auch die Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin ihre "Mercedes-Benz-Gallery" – einen 1500 Quadratmeter großen Ausstellungsraum mit Spitzengastronomie.

Für die Hugendubel-Räume im Rosmarin-Carré an der Friedrichstraße 83 soll es bereits einen neuen Mieter geben, dessen Name aber noch unbekannt ist. Die Buchhandlung hatte ihren Auszug zum Jahreswechsel damit begründet, dass bei Verhandlungen über den Mietvertrag "keine Einigung über die Miethöhe erzielt" worden sei.

Grenzen der Belastbarkeit von Einzelhändlern

Grundeigentümer testen immer wieder die Grenzen der Belastbarkeit von Einzelhändlern: An der Tauentzienstraße 5 wurde ein Altbau abgerissen, um Platz für ein Kaufhaus zu schaffen. Einen Mieter gibt es aber nicht. Experten zufolge wird es auch schwer werden, einen zu finden. Denn der Eigentümer verlangt für jeden der 2500 Quadratmeter mehr als 100 Euro. Das könnten in der Regel nur große Ketten bezahlen, und diese hätten schon Filialen in anderen Berliner Lagen.

Ein Trend macht Händlern besonders zu schaffen: In den besten Lagen werden immer öfter zusammenhängende Flächen über mehrere Etagen angeboten. "Diese vertikalen Konzepte sind schwierig", sagt Gewerbemakler Gottfried Kupsch. Läden im Erdgeschoss mit Schaufenstern und 100 Quadratmetern Verkaufsfläche hätten dagegen Seltenheitswert. Dafür würden Mieter "fast jeden Preis bezahlen".

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