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Immobilien in Mitte: Ausländische Käufer auf Shoppingtour an der Komischen Oper

Hongkong-Chinesen und Griechen erwerben Wohnungen im neuen Palais in der Behrenstraße. Die Hälfte der 27 Luxuswohnungen in der Parallelstraße von Unter den Linden sind bereits vor Baustart verkauft.

Besucher der Komischen Oper haben vom Herbst an ein Parkplatzproblem in der Behrenstraße: Die vielgeschossige Garage vis-à-vis mit 600 Stellplätzen, durch die sich an diesem Spätsommertag Phaeton- Limousinen quälen, fällt noch in diesem Jahr unter der Abrissbirne. Hoch oben auf dem Oberdeck verkündeten am Dienstag Manager von „Frankonia“ den Baustart für die 70 Millionen Euro teure Restaurierung des Palais’ Theising nebst Errichtung von drei Neubauten.

Die Hälfte der 27 Luxuswohnungen in der Parallelstraße von Unter den Linden sind bereits vor Baustart verkauft. Berlin ist offenbar wieder da, wo die Stadt vor der Finanzkrise schon mal stand in der Gunst des globalen Bürgertums. Die Beletage des 1898 errichteten Palais und früheren Sitzes der Gauckbehörde hat ein Hongkong-Chinese für seinen Sohn erworben – der will nämlich in Berlin studieren. Außerdem sehen Griechen in der Behrenstraße eine grundsolide Anlage für Erspartes – sie fürchten die Rückkehr der Hellenen zur Drachme mit nachfolgender Geldentwertung. Ein Renner ist die Zweitwohnung in Berlin auch unter Käufern aus Westdeutschland. Nur die Berliner halten sich zurück.

Liegt es an Preisen von 6000 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt? Berlins Frankonia-Chef Hans Kastner winkt ab. Das sei im Grunde genommen wenig: „In Vororten von Mailand oder Barcelona bezahlen sie 30 Prozent mehr.“ So gesehen, sind Berliner Immobilien ein Schnäppchen – vielleicht bietet die Konkurrenz am Hausvogteiplatz ihre Penthäuser deshalb gleich für gut 10 000 Euro pro Quadratmeter an. Und für die Wohnungen in der Behrenstraße gibt es sogar noch „ein Stück Adlon mit dazu“, sagt Kastner. Denn Patzschke und Partner, die das Luxushotel entwarfen, zählen zu den Architekten des Vorhabens.

Auffällig ist, dass die Baumaßnahme wie schon die Sanierung des Bikini-Hauses am Breitscheidplatz von einem vermögenden Privatinvestor vorangetrieben wird, der mit dem Geld von Versicherungskonzernen arbeitet. Die Banken seien immer noch auf Sicherheit bedacht, berichtet Kastner. Sie verlangten den Verkauf der Hälfte aller Wohnungen, bevor sie einen Kredit gewährten, der auch dann allenfalls gut die Hälfte der Bausumme abdecke.

Ösen und Planen klimpern fröhlich gegen die Stahlträger des Veranstaltungszeltes auf dem hinfälligen Parkhaus. Es ist die richtige Begleitmusik für Jürgen Patzschke, der sich über den Durchbruch der „Rekonstruktion“ von Bauten im historisierenden Stil freut – „auch wenn sich Georg Dehio im Grabe umdrehen würde“, so ein schadenfroher Seitenhieb auf den legendären Denkmalhistoriker. Man wird es Patzschke nicht verübeln, begann er doch als einer der ersten mit Neubauten im historisierenden Stil in Berlin, weshalb er teils heftige Schelte einstecken musste. Das ist vorbei: Die Menschen sehnen sich in unsicheren Zeiten wohl nach Geschichte und Tradition – und sei es in Gestalt baulicher Imitate.

Ach ja, den größten Teil der „Palais Behrens“ genannten Neubauten werden Firmen mieten: Büros gibt es auf 12 500 Quadratmetern. Ins Erdgeschoss ziehen Läden ein. Sie sollen „aus dem Barocken kommende Nahrungskultur“ anbieten, sagt Kastner – das Quartier grenze schließlich an die Bayerische Staatsvertretung.

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