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Berlin: In 14 Tagen fällt die erste Wand

An der Marchwitzastraße beginnt der Abriss eines Doppelgeschossers. Die Anwohner freuen sich über den Start der Vorarbeiten

Die ersten Bau-Container sind aufgestellt, ein Zaun wurde installiert und im Innern des Betonklotzes wird bereits gewerkelt. Bis gestern Nachmittag waren die obersten Etagen des Doppelgeschossers leer geräumt – Holzverkleidungen, Türen, Fenster, Waschbecken und Armaturen wurden entfernt. „Wenn alles klappt, fällt in 14 Tagen die erste Platte“, kündigte Bauleiter Gerd Clasen an. Nach der Methode des „selektiven Rückbaus“ soll der graue Koloss verschwinden, erklärt der Ingenieur der Firma Philipp Halter. Der 18- und der 21-Geschosser werden etagenweise abgetragen. Zunächst werden mit Hilfe eines Krans die oberen Außenplatten demontiert, anschließend die Innenwände. Etwa von der zehnten Etage an abwärts kommt ein Bagger zum Einsatz. Der zerkleinert die Teile.

Man habe sich gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft Marzahn (WBG) für diese Art des Abrisses entschieden, weil es im Vergleich zur Sprengung weniger belastend für die umliegenden Anwohner sei. „Die Lärm- und Staubbelastungen bei einer Sprengung sind viel höher“, sagt Bauleiter Clasen.

Die meisten Marzahner, die in dem vor 25 Jahren hochgezogen Viertel an der Marchwitzastraße wohnen, freuen sich über den Baubeginn. „Abreißen ist das Beste, was man machen kann“, sagt Henry Braun, der in einem sanierten Haus ganz in der Nähe wohnt. „Zum Glück verschwindet jetzt das Geisterhaus, das seit einem Jahr leer steht“, sagt auch eine ältere Dame. Etwas wehmütig äußert sich allerdings der zehnjährige Benjamin, der einst mit seinen Eltern in dem Hochhaus lebte. „Ich hatte von dort oben immer einen tollen Blick auf die Stadt“, erinnert sich der Schüler.

Die Anwohner in dem gepflegten Viertel nahe der Allee der Kosmonauten bewegt nun vor allem die Frage nach der Zukunft des Geländes. Die Meinungen gehen auseinander. Die einen befürworten eine Grünfläche, andere ein Nachbarschaftszentrum oder eine Jugendeinrichtung. „Als Zwischennutzung entsteht erst einmal ein Pflanzenbereich“, erklärt WBG-Sprecherin Erika Kröber. Das Wohnungsunternehmen möchte die Fläche vermarkten, aber zurzeit gibt es noch keinen Investor. Laut Kröber betragen die Abrisskosten in diesem Fall rund eine Million Euro. Das Geld kommt im Wesentlichen aus dem „Programm Stadtumbau Ost“.

Steffi Bey

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