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Eisenbahnidyll. Die alten Bahnanlagen wie hier am Innsbrucker Platz in Friedenau liegen brach; die Bahn will die einstigen Gütergleise gern dafür nutzen, um Züge um die Innenstadt herum zu führen.

© Kitty Kleist-Heinrich

In Berlin-Wilmersdorf und Berlin-Tempelhof: Züge sollen auch neben dem S-Bahnring rollen

Willkommen im Eisenbahn-Parallel-Universum: Die Bahn will die alten Gütergleise zwischen Tempelhof und Halensee wieder nutzen, um Züge umleiten zu können. Auch Oberleitungen werden gebaut. Wann es losgeht? Ab August.

Die Gleise sind seit Jahren überwuchert; abschnittsweise sind sie sogar herausgerissen. Jetzt will die Bahn auf dem Südring die Gleise für den Güterverkehr parallel zur S-Bahn wieder aufbauen. Seit 2001 ruht hier zwischen Halensee und Tempelhof der Betrieb.

Damals mussten Teile des Rings für den Bau der Nord-Süd-Fern-Verbindung unterbrochen werden. Förmlich stillgelegt ist die Strecke aber nicht. Sie ist immer noch für den Bahnbetrieb zugelassen. Deshalb kann die Bahn die Gleise ohne neues Genehmigungsverfahren wieder legen und befahren. Zunächst auch ohne Lärmschutz.

Tausende Menschen wohnen an der Strecke

Mehrere tausend Menschen wohnen an der Strecke, auf der heute nur S-Bahnen fahren. Krach kommt auch von der Stadtautobahn. Dort soll es allerdings, wie berichtet, ein Lärmschutzprogramm geben.

Die Arbeiten sollen nach Angaben der Bahn im August mit ersten Maßnahmen an der Überführung Gotenstraße in Schöneberg beginnen. Auch an der Blissestraße in Wilmersdorf stehen Arbeiten an der Brücke auf dem Programm. Ende 2017 sollen wieder Züge auf den dann erneuerten Gleisen fahren können. Zunächst sei vor allem Baustellenverkehr vorgesehen, sagte ein Bahnsprecher.

In einer zweiten Baustufe soll anschließend der gesamte Südring von Halensee bis Neukölln und weiter bis Baumschulenweg elektrifiziert werden. Die Planungen dafür liefen bereits, sagte der Bahnsprecher. Noch in diesem Jahr solle das Planfeststellungsverfahren beginnen, das für den Bau der Oberleitungsanlagen erforderlich ist, weil dies als ein erheblichen Eingriff in die Anlage bewertet wird. Beim Legen der Gleise in ihrer ursprünglichen Lage ändert sich dagegen nichts an der Strecke und man kommt ohne Genehmigungsprozedur aus.

Paradox: Während die Bahn in der ersten Stufe auch laute Diesellokomotiven fahren lassen kann, muss sie sich den späteren Einsatz von leiseren Elektroloks genehmigen lassen – mit Anwohnerbeteiligung. Wenn die Züge elektrisch fahren können, erwarte die Bahn eine Zunahme des Verkehrs, sagte der Sprecher weiter. Konkreter äußerte er sich nicht.

Nach Tagesspiegel-Informationen will die Bahn den Südring vor allem für Umleitungen nutzen, wenn andere Strecken gesperrt sind. Die einst vorhandenen Güterbahnhöfe sind schon vor Jahren aufgegeben worden. Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf in Friedenau sollen Wohnungen entstehen. Obwohl lange unklar war, ob auf den Gütergleisen des Südrings je wieder Züge fahren werden, hat die Bahn bereits umfangreiche – und teure – Vorleistungen erbracht. Am S-Bahnhof Schöneberg ließ sie eine neue Brücke einbauen, die bisher mit keinem Gleis verbunden ist, und auch beim Bau des Bahnhofs Südkreuz ist die Brücke für den Güterverkehr mitbetoniert worden. Forderungen, vorausschauend auch einen Bahnsteig für den Regionalverkehr zu bauen, hatten Bahn und Land damals abgelehnt.

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