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Berlin: In den Tod geschubst: 21-Jähriger steht vor Gericht - Sein dreijähriger Ziehsohn starb nach Sturz im Bad

Marcel A. redet kaum hörbar.

Marcel A. redet kaum hörbar. Das, was er mit erstickter Stimme hervorbringt, sind nur Bruchstücke von Sätzen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 21-jährigen Marcel A. der Körperverletzung mit Todesfolge. Das Opfer: Dominik A., der dreijährige Sohn seiner Verlobten Katrin A. Der Prozess gegen Marcel A. vor der 30. Strafkammer des Landgerichts Moabit begann gestern - knapp sechs Monate, nachdem Dominik A. sterben musste.

Marcel A. hatte bis zu seiner Inhaftierung am 31. Januar gemeinsam mit seiner Verlobten und den drei Kindern von Katrin A. eine Fünf-Zimmer-Wohnung in Marzahn bewohnt. Marcel A., der zum Zeitpunkt der Tat ohne Arbeit war und seine Verlobte, Hausfrau, sind einander seit zwei Jahren bekannt. Anfangs sei das Verhältnis zu den zwei Jungen und dem Mädchen schwierig gewesen, sagt Marcel A, doch schon kurze Zeit später habe er die Vater-Rolle übernehmen können. Dies sei im Einverständnis mit seiner Lebensgefährtin geschehen, betont er. Während der Verhandlung gehen sich ihre Blicke aus dem Weg.

Den Vormittag des 25. Januar habe er im Marzahner Sozialamt verbracht, gab Marcel A. weiter zu Protokoll: "Wir waren knapp bei Kasse." Doch der Behördengang blieb erfolglos. "Ich war geladen", sagt der Angeklagte sehr leise und mit wachsfarbenem Gesicht. Nachdem er die Kinder gegen 13 Uhr zum Mittagsschlaf in ihre Betten gebracht und auch Katrin A. sich schlafen gelegt habe, habe der magenkranke, schmale Marcel A. auf der Couch im Wohnzimmer bei Kaffee "mit Interesse" eine Fernseh-Talkshow verfolgt. Gegen 14 Uhr habe er gehört, wie der Dreijährige aus seinem Zimmer lief, um auf die Toilette zu gehen. "Er ist zu langsam gelaufen", sagt Marcel A.. "Deswegen habe ich ihn angeschubst."

Der kleine Sohn seiner Verlobten sei zuerst über die Schwelle zur Gäste-Toilette gestolpert, bevor Dominik mit der Stirn auf einen Badvorleger gefallen sei. Ein "dumpfes Geräusch" habe der Aufprall verursacht, erinnert sich Marcel A.. Sein Zieh-Sohn habe krampfartig dagelegen und sei bewusstlos gewesen. Zwei Tage darauf starb der Junge im Unfallkrankenhaus Marzahn. Durch den Sturz waren Venen im Gehirn des Kleinen abgerissen.

Bestraft hätten er und seine Verlobte die Kinder grundsätzlich "nur in Form von Klapsen, Fernsehverbot und Stubenarrest". Weder Dominik noch seine älteren Geschwister Johnny und Jennifer habe er jemals ins Gesicht geschlagen, sagt der Angeklagte. Er habe aber "Schläge angedeutet". Die Zeugin Yvonne B., Dominiks Kindergärtnerin, beschreibt das Kind als "aufgeschlossen und sonnig". Der Dreijährige sei besonders lebhaft gewesen. "Dominik kam gern zu uns", sagte Heidrun K., Leiterin der Kita. "Und er ging genauso gern nach Hause."

Der Prozess soll am 13. Juli fortgesetzt werden.

Esther Kogelboom

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