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Berlin: In der Heimat ist Ngum II für seine Untertanen da - und bleibt doch unnahbar

Zwar hat er einen Wollpullover unterm bunten Gewand. Doch kalt sei ihm nicht, versichert König Ngum III.

Zwar hat er einen Wollpullover unterm bunten Gewand. Doch kalt sei ihm nicht, versichert König Ngum III., Ebfon von Oku aus Kamerun. Er trage den Pullover nur, weil sein Gewand weit und dünn sei und ihm deshalb kalt werden könnte. Es ist faszinierend, Ngum III. zuzuhören. Wenn er von der Kunst aus Kamerun erzählt, die von heute an neben anderen afrikanischen Kunstwerken in der großen Ausstellung im Völkerkundemuseum zu sehen ist, von seinem Land, von seiner Arbeit als König und von seiner Familie, tut er das mit Hingabe.

Sein Palast sei groß, sagt Ngum III., sehr groß sogar. "In meinem Haus leben 52 Frauen und etwa 200 Kinder", sagt der König und fügt hinzu: "Das sind aber nicht alles meine Frauen." Die meisten habe er von seinem Großvater und von seinem Vater übernommen. "Manche sind schon sehr alt, da muss sich doch jemand um sie kümmern." Er selber habe in den vergangenen sieben Jahren 27 Kinder mit zwölf Frauen gezeugt.

Vor sieben Jahren hat Ngums Leben eine Wende genommen. 1992 bestieg er nach seinem Vater Sentieh den Thron und wurde zum 15. König von Oku ernannt. Seither ist er Herrscher über ein Königtum mit 33 Orten, ebenso vielen Orts-Oberhäuptern und 85 000 Einwohnern. Ngum ist der erste Akademiker auf dem Thron von Oku. Der Theologe hatte von 1977 bis 1979 in den USA studiert und war später Executive Secretary der Baptisten-Kirche in Kamerun.

Jetzt ist er gerne König, wenngleich die Arbeit nicht immer einfach sei. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kämen Leute, die Ratschläge und Hilfe suchten. "Es geht um Familienprobleme, um Eigentums-Streitigkeiten und darum, dass Leute Ärger mit ihren Nachbarn haben", sagt Ngum III. Doch so sehr der König für seine Untertanen da ist, so unnahbar bleibt er zugleich. "In meiner Heimat darf niemand den König berühren", sagt er. Wenn Ngum im Ausland unterwegs ist, passt der 65-Jährige sich den Gebräuchen an und läßt sich auch per Handschlag begrüßen. Zugleich lädt er jeden ein, nach Kamerun zu kommen.Einen Einblick in das Leben in seinem Land wird er am kommmenden Sonntag um 19.30 Uhr bei einer Podiumsdiskussion im Völkerkundemuseum in der Lansstraße 8 geben.

Silke Edler

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