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Berlin: In der Hitze des Studios

Tagesspiegel-Leser waren zu Gast bei Arte – und erlebten eine Ministerin als Krisenmanagerin

Es ist heiß und hektisch, die Zuschauer sitzen im Kreis um den Tisch herum, an dem Ursula von der Leyen zwei Moderatoren gegenübersitzt. Gleich wird die Arte-Sendung „Forum der Europäer“ aufgezeichnet, es geht darum, dass zu wenig Babys geboren werden. Die meisten Gäste sind auf Einladung des Tagesspiegels dabei – und sie bekommen die seltene Gelegenheit, eine Ministerin als spontane Krisenmanagerin zu erleben.

Und das kam so: Am Donnerstag sitzt Ursula von der Leyen im Josty Café im Sony-Center, wo die Sendung aufgezeichnet werden soll. „Warum so wenig Geburten in Europa?“, fragen die beiden Moderatoren: Mit durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau könne sich die europäische Bevölkerung nicht erneuern. Ab 2015 werde das dramatische Geburtendefizit spürbar werden und 2030 wird Europa 20,5 Millionen Bürger weniger haben als 2005. Dazu werden kleine Filme eingespielt. Und nach dem zweiten hält es einen der Zuschauer im Studio nicht mehr auf dem Sitz. Er mischt sich ein, spricht dazwischen – und die Kameras laufen. Und was macht die Ministerin? Die zierliche Frau steht von ihrem Stuhl auf, geht auf den Mann zu und bietet ihm ein Gespräch nach der Sendung an. „Aber was Sie hier machen“, sagt sie zum ihm, „das ist den anderen Leuten gegenüber nicht fair.“ Der Mann verstummt, dafür klatscht das Publikum unplanmäßig. Später wird Ursula von der Leyen sagen, dass sie als Ärztin und Mutter gelernt habe, mit Konfliktsituationen umzugehen.

In der Sendung, die am heutigen Sonnabend um 19 Uhr ausgestrahlt wird, kann man die Szene nicht sehen. Es hat sich also unbedingt gelohnt, bei der Aufzeichnung gewesen zu sein. Und diejenigen Zuschauer, denen die Omnipotenz der Ministerin mit ihren sieben Kindern, ihrem Arztberuf und nun noch der Politikerkarriere schon vorher unheimlich war, können dem Rätsel nun noch eine weitere Pointe hinzufügen. Dass von der Leyen auf dem Bildschirm immer perfekt aussehen wird, ist allerdings nicht nur ihr Verdienst. Dafür sorgt die Maske. mj

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