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Berlin: In der Schuldenfalle

Neukölln. Weitere Millionen-Verluste begleitet von dubiosen Geschäftsmanövern bringen die Immobilien-Töchter der Bankgesellschaft Berlin erneut ins Gerede: Das vor gerade einem Jahr eröffnete Forum Neukölln schreibt rote Zahlen.

Neukölln. Weitere Millionen-Verluste begleitet von dubiosen Geschäftsmanövern bringen die Immobilien-Töchter der Bankgesellschaft Berlin erneut ins Gerede: Das vor gerade einem Jahr eröffnete Forum Neukölln schreibt rote Zahlen. Die Mieteinnahmen des Kaufcenters reichen nicht aus, um die Zinsen für das 200-Millionen-Projekt zu bezahlen. Dubios: Banktochter Bavaria will erneut einspringen, obwohl das Forum gar nicht ihr, sondern der Fondsgesellschaft Kap-Hag mehrheitlich gehört. In der Bank gibt es aber offenbar keine Bestrebungen, die Kap-Hag-Gesellschafter zur Schuldendeckung aufzufordern, obwohl diese Millionen-Bürgschaften für das Forum gegeben haben sollen. Für das Desaster muss der Steuerzahler aufkommen, denn die Verluste fließen in die Bilanz des mehrheitlich in Landeseigentum stehenden Bankkonzerns ein.

Zum Thema Newsticker: Aktuelle Meldungen aus Berlin und Brandenburg "Bedenklich" nennen Insider die geplante "einseitige Risikoübernahme durch den Konzern". Kein Wunder: Das Forum Neukölln gehört nur zu 40 Prozent Banktochter Bavaria und zu 60 Prozent der privaten Fondsgesellschaft KapHag. Doch diese hatte sich schon einmal ihrer Verantwortung entzogen: Die Bavaria musste bereits acht Millionen Mark Projekt-Mehrkosten allein bezahlen. Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, die dem Tagesspiegel vorliegen, soll die Tochter des vom Steuerzahler alimentierten Bankkonzerns nun erneut zur Kasse gebeten werden. Sie soll nun rund 880 000 Mark bezahlen, um weitere Löcher in der Center-Kasse zu stopfen. In der Bankenbranche nennt man derartige Finanzmanöver "Forderungs-Käufe". Ob Banktochter Bavaria das Geld jemals wiedersieht, steht in den Sternen. Denn die Immobilie ist ohnedies überschuldet - und 20 Millionen teurer gebaut als geplant.

Die Ursache für das Debakel ist Fehlspekulation. Weniger Käufer besuchen das Center, als die Planer erwartet hatten. Dadurch verkaufen die Geschäfte in dem Konsumpalast weniger Ware, und zahlen auch weniger Miete, weil deren Höhe vom Umsatz abhängt. Besonders betroffen: das Center-Kino. Obwohl Julia Roberts und andere Hollywood-Stars für gute Stimmung auf den Leinwänden sorgten, klingelten die Kino-Kassen bei weitem nicht wie erwartet. Dadurch fehlen dem Forum 1,2 Millionen Mark Mietnahmen. Als sich die Lage zuspitzte, stellte der Kino-Betreiber im Dezember 2000 die Mietzahlungen komplett ein. Da mussten die Forum-Manager sogar noch die Nebenkosten wie Strom und Heizung selbst bezahlen.

Auch wenn eine zweite Kapitalspritze verabreicht werden sollte - die Probleme des Centers wären damit nicht gelöst. Die Entwickler sehen in ihrer Zwischenbilanz für das Jahr 2001 bereits einen Verlust von 6,3 Millionen Mark voraus. Wer dieses kommende Millionen-Loch stopft, ist unklar. Kurios ist allerdings, dass bis jetzt weder die Millionen-Bürgschaften der KapHag Gesellschafter Jürgen Tiemann und Gernot Mögelin herangezogen noch Gespräche mit den anderen finanzierenden Banken geführt werden: Mit Krediten ins Risiko gingen beim Forum Neukölln nicht nur die Landesbank Berlin, sondern auch die NordLB sowie Bayerische und Hamburgische Landesbank.

Dubios bei der einseitigen Übernahme der Schuldenlast durch die Banktochter Bavaria sind auch die Begleitumstände: Während jeder gewöhnliche Gläubiger Zinsen verlangt, wenn er Geld verleiht, ist bei diesem Geschäft in den entsprechenden Verträgen keine Rede davon. Damit erweist die Bavaria dem Bankenkonzern einen Bärendienst: Sie riskiert nicht nur das Geld für den Forderungsverkauf zu verlieren. So oder so - am Ende bezahlt der Berliner Steuerzahler die Verluste. Auf Nachfrage bei der Bankgesellschaft Berlin teilte ein Sprecher mit, dass "Bavaria, KapHag und die finanzierenden Banken ein neues tragfähiges Konzept für das Forum Neukölln" erarbeiteten. Die Kap-Hag widerspricht Vermerken der Bank, wonach sie "mit Bürgschaften für das Projekt persönlich haften". Zudem gibt sie einer Banktochter "die Verantwortung" für "erhebliche Plankostenüberschreitungen".

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