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Berlin: In der Tat kein dunkler und kalter Kellerloch-Club

"Die Zeit der Löcher ist vorbei" sagt Martin. Dann nippt er zufrieden an seinem Cocktail, lehnt sich zurück und schaut auf der Leinwand "Austin Powers" zu, bevor er hinzufügt: "Wir sind zwar Underground, aber nicht dreckig".

"Die Zeit der Löcher ist vorbei" sagt Martin. Dann nippt er zufrieden an seinem Cocktail, lehnt sich zurück und schaut auf der Leinwand "Austin Powers" zu, bevor er hinzufügt: "Wir sind zwar Underground, aber nicht dreckig". Er und sein Partner Michael betreiben das "Feeling", das in der Tat kein dunkler und kalter Kellerloch-Club ist. Das "Feeling" ist aus einem ganz anderen Grund verrucht: Es befindet sich in einem ehemaligen Puff und Porno-Kino. "Oben war die Bar, wo man Kontakte mit den Damen knüpfen konnte, und hier unten befand sich das Sexkino, wo man sich in den Séparees einen blasen ließ", erzählt Martin, der das "Feeling" an Silvester 2000 "mit der besten und überfülltesten Party der Stadt" eröffnet haben will.

Viel verändert haben er und seine Freunde nicht. Der Bar haben sie einen Siebziger-Jahre-Anstrich verpasst. Holzvertäfelung, Teppich und die unerläßlichen Sofas und Sessel. Alles in gedämpftem Braun, Orange und Grau. Und das DJ-Pult in der Ecke ist neu, an dem Michael gepflegten House auflegt. Im Keller, wo das Puff-Kino war, ist noch immer ein kleines Kino, jetzt per Videobeamer betrieben. Das Programm hat sich zwar geändert, aber nicht grundsätzlich. Am Mittwoch läuft Klamauk, am Freitag - dem zweiten Tag in der Woche, an dem das "Feeling" geöffnet ist - Porno. "Wir hatten schon mal eine Russ-Meyer-Reihe. Kam gut an. Auf einmal lagen alle auf den Sitzbänken und knutschten", berichtet "Puff-Vater" Martin.

Die Vorstellung, dass man sich an einem Ort befindet, an dem einst das Laster zu Hause war, scheint ihre Wirkung zu entfalten. An der silbernen Stripstange, die neben der Leinwand steht, machten sich schon betrunkene Schönheiten zu schaffen. Wahrscheinlich ist auch die Wohnzimmeratmosphäre, die durch die verschachtelte Struktur der Raumordnung entsteht - neben dem Kino entdeckt man plötzlich noch eine Cocktailbar - für die "Baggerstimmung" verantwortlich. Und noch etwas unterscheidet das "Feeling" vom gewöhnlichen Underground: der Türsteher. "Eigentlich machen wir hier nur besser organisierte Privatparties, da kommt halt nicht jeder rein", erklärt Martin die Maßnahme, "schon gar nicht die Altpuffer, die ab und zu vor der Tür stehen und denken, sie könnten hier noch ein Nümmerchen schieben."Das "Feeling" hat mittwochs und freitags ab 22 Uhr geöffnet. Die Adresse - irgendwo in Mitte - wird auf Wunsch der Betreiber nicht verraten

KPL

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