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Wer sammelt wofür? Nicht immer ist sofort klar, was aus der Spende wird.

© dpa

In der Vorweihnachtszeit: Spenden – aber richtig

In der Vorweihnachtszeit starten Hilfsorganisationen besonders viele Sammelaktionen. Doch es gibt auch Betrug und zweifelhafte Methoden – als Geldgeber sollte man daher umsichtig sein.

Vorweihnachtszeit, Spendenzeit. Dieser Tage sieht man überall Plakate von Hilfsorganisationen, im Postkasten stapeln sich Briefe von Wohlfahrtsverbänden samt Überweisungsträger. Niemals sonst im Jahr ist die Bereitschaft der Menschen so groß, Geld für einen guten Zweck zu geben. Bevor man einen Überweisungsschein ausfüllt, sollte man sich aber gut informieren, wer es da auf die eigene Brieftasche abgesehen hat. So warnt das Evangelische Johannesstift, dass sich derzeit Betrüger als Sammler ausgeben. Sie sind an Haustüren und neuerdings auch telefonisch angeblich im Namen des Johannesstifts aktiv. Bekannt geworden ist jetzt ein Fall in Altglienicke. Doch das Johanesstift sammelt gar keine Spenden an der Haustür, auf Märkten, per Telefon oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Eine Orientierung beim Spenden kann das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) sein, das laut Geschäftsführer Burkhard Wilke mittlerweile 260 Organisationen in Deutschland tragen. Diese setzen jährlich ein Geldspendenvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro um und tragen damit rund ein Viertel des deutschen Spendenaufkommens. Wer das auch von der Stiftung Warentest anerkannte Gütesiegel tragen will, muss eine Gebühr zahlen; die aber mache erfahrungsgemäß nur rund 0,1 Prozent der Spendeneingänge aus, sagt Wilke. Außerdem muss die Organisation Einblick in interne Unterlagen und das Controlling gewähren, muss Werbemittel und Geschäftsberichte vorlegen.

Die Hilfsorganisationen mit dem Siegel wenden im Schnitt nicht mehr als 14 Prozent ihrer Budgets für Werbe- und Verwaltungsausgaben auf. Die empfohlene Höchstgrenze ist 30 Prozent – auch danach sollte der Verbraucher fragen. Das DZI hat in diesem Jahr seine Leitlinien verschärft und eine umfassende Datenbank ins Netz gestellt, die auch „schwarze Schafe“ nennt. Ein Dutzend Mitarbeiter kümmert sich um die Spenderberatung, Verbraucher und Organisationen können sich gratis beraten lassen.

So schnell kann man sich aber gar nicht informieren, wenn man beispielsweise auf der Straße oder dem Weihnachtsmarkt angesprochen wird. Wer dort spenden möchte, sollte sich den Werberausweis zeigen lassen und nachsehen, ob die Spendenbüchse verplombt ist. Es gibt auch die Möglichkeit, nach einem Überweisungsformular zu fragen, das ein Indiz für die Seriosität ist. Ein weiterer Indikator ist die Reaktion auf die Frage nach schriftlichem Informationsmaterial – ist die Antwort ausweichend und vage, stimmt wahrscheinlich etwas nicht. Unterschreiben sollte man nicht sofort oder allenfalls, wenn ausdrücklich ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht eingeräumt wird.

Viele Hilfsvereine versuchen auch, über SMS-Spenden Geld einzunehmen. Man sieht auf der Straße ein Plakat mit einem hungernden Kind oder im Fernsehen einen kurzen Film über ein Katastrophengebiet – nebst Telefonnummer und Stichwort. Wer spenden will, schickt also schnell das Stichwort per Handy-Kurznachricht los. Und hat schon die gute Tat des Tages getan: Leichter kann man kaum spenden. Die Hemmschwelle, etwas zu geben, ist viel niedriger, wenn kein Spendenformular oder Überweisungsträger ausgefüllt werden muss. Die gemeinnützige Organisation, welche die Nachricht empfängt, hat zuvor gemeinsam mit einem Mobilfunkanbieter festgelegt, welcher feste Spendenbetrag dem Stichwort zugeordnet ist – meistens sind es drei oder fünf Euro. Das Geld wird dann mit der Handyrechnung abgebucht. Laut der Internet-Plattform „Fundraising-Wiki“ bekommen die Netzbetreiber 17 Cent der gespendeten Summe. Zu niedrig sollte die Hemmschwelle jedoch nicht sein: Wer sich nicht sicher ist, was es mit der jeweiligen Organisation auf sich hat, sollte sich vorab informieren.

Klingelt es an der Tür und draußen steht ein Mensch mit Sammelbüchse, sind die meisten potenziellen Spender ohnehin vorsichtiger. Auf keinen Fall sollte man sich bedrängen lassen. „Auch bei seriösen Organisationen kommt es zu unseriösen Übergriffen“, sagt Burkhard Wilke. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sich der Spendensammler in den Weg stellt, Druck auszuüben versucht, ein Nein nicht akzeptiert oder mit schrecklichen Bildern oder Geschichten starke Emotionen auslösen will.

Grundsätzlich sei Straßen- als auch Haustürwerbung in Ordnung, heißt es vom DZI – jedenfalls, solange die Werber nicht den Eindruck erweckten, sie seien ehrenamtliche Helfer oder bei der jeweiligen Organisation angestellt, obwohl sie in Wahrheit für eine professionelle Agentur arbeiten. Angestellte einer Agentur loszuschicken, gilt zwar als legitim, doch müssen sich diese zu erkennen geben.

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