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Berlin: In die Schule kommt der Euro mit Verspätung

Trotz knapper öffentlicher Kassen sind Berlins Schulen kräftig dabei, ihre Unterrichtsmaterialien auf den Euro umzustellen. Die meisten Erstklässler bekamen gleich im September aktuelle Rechenbücher in die Hand gedrückt.

Trotz knapper öffentlicher Kassen sind Berlins Schulen kräftig dabei, ihre Unterrichtsmaterialien auf den Euro umzustellen. Die meisten Erstklässler bekamen gleich im September aktuelle Rechenbücher in die Hand gedrückt. Die übrigen Grundschulklassen sollen spätestens im kommenden Schuljahr "umgerüstet" werden. Die Senatsschulverwaltung geht davon aus, dass der Austausch aller relevanten Bücher bis zum Schuljahr 2003/2004 weitgehend abgeschlossen sein wird.

Zum Thema Online Spezial: Der Euro kommt - Infos zur Währungsumstellung An vielen Grundschulen herrscht eine regelrechte Euro-Euphorie. Plakate mit der neuen Währung hängen in vielen Klassenzimmern. "Wir arbeiten schon mit Eurogeld. Haufenweise!", verkündet etwa die "Schulbuchbeauftragte" der Mosaik-Grundschule in Mitte, Gudrun Doehler. Jedes Kind habe einen Bogen mit "Spielgeld" bekommen und kenne somit schon die einzelnen Münzen und Geldscheine: Die Kleinen fangen zunächst mit den Münzen an, weil sie ja bekanntlich nicht mit großen Beträgen hantieren, die Älteren bekommen es von Anfang an auch mit den "großen Scheinen" zu tun. Außerdem hat die Schule einen "Geldkoffer" bestellt. Der enthält magnetische "Münzen", die an die Tafel geheftet werden können.

Manche Schulleiter haben im vergangenen Jahr auf neue Mathematikbücher verzichtet und die verschlissenen noch etwas länger benutzt, um dieses Jahr voll auf den Euro umsteigen zu können. "Wir tauschen sofort aus", berichtet etwa die Schulleiterin der Grips-Grundschule in Tiergarten, Brigitte Rosenkranz-Stinner. Alle zwölf Klassen könnten mit aktuellen Büchern rechnen.

Dies ist nicht in allen Schulen so. An der benachbarten Fritzlar-Homberg-Grundschule etwa wurden nur die ersten beiden Klassen neu bestückt. In 14 Klassen muss daher noch ein wenig mit "Spielgeld" und Arbeitsblättern improvisiert werden. Wie lange der vollständige Austausch dauern wird, kann Mathematiklehrerin Claudia Schaube noch nicht abschätzen. Aber sie hält es für "sinnlos", nach dem 1. Januar 2002 noch Textaufgaben auf D-Mark-Basis zu rechnen. Deshalb hofft sie, dass die Verlage ein paar Seiten mit Euro-Aufgaben konzipieren, die in die alten Bücher hineingelegt werden können.

Damit ist offenbar aber nicht zu rechnen. Beim Cornelsen-Verlag etwa hieß es gestern, solche Blätter seien nicht vorgesehen. Es wird lediglich auf das "Demonstrationsgeld" verwiesen, das jeder Schüler bekommt. Cornelsen hat im Oktober 1999 seine Bücher umgestellt. Der Schroedel-Verlag war noch etwas früher dabei. Er berichtet über eine "große Resonanz" auf die neuen Bücher. Am stärksten sei die Nachfrage in den Ländern, wo keine Lernmittelfreiheit herrsche, sondern die Eltern selbst alle Bücher anschaffen müssten.

In Berlin ist die Lernmittelfreiheit gesetzlich garantiert. Die Bezirke erhalten pro Schüler eine bestimmte Summe, die sie an die Schulen weitergeben müssen. Die Beträge variieren je nach Schulform: Grundschulen erhalten pro Schuljahr 63,52 Mark, Hauptschulen 79,16 Mark, Gesamtschulen 11,43 Mark, Realschulen 105,34 Mark, Gymnasien 132,39 Mark, gymnasiale Oberstufen 11,78 Mark und Sonderschulen 69,46 Mark.

Laut Senatsschulverwaltung hält ein Klassensatz Schulbücher drei bis fünf Jahre, je nachdem, wie sorgsam die Schüler damit umgehen. Manche Schulen geben sich besondere Mühe, die Lebensdauer zu verlängern. Schulbuchbeauftragte Gudrun Döhler etwa berichtet, dass sie verschlissene Bücher generell an eine Behindertenwerkstatt gibt, die sich auf die Aufarbeitung alter Bücher spezialisiert hat. Dort werden Flecken wegradiert, kaputte Blätter durch Kopien ersetzt und "Eselsecken" verstärkt.

Auch die Oberschulen sind von der Euro-Umstellung betroffen. Bis in die zehnte Klasse hinein gebe es Mathematikaufgaben, in denen Geld eine Rolle spiele, heißt es in der Kreuzberger Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule. In der Oberstufe haben die Schüler dann nochmals in Politischer Weltkunde und Geschichte mit Währungsfragen zu tun. Spätestens kommendes Jahr will die Schule immerhin die Mathematikbücher ausgewechselt haben.

Generell erwartet die Schulverwaltung, dass es von Schule zu Schule große Unterschiede beim Austausch der Bücher geben wird, da es einen gewissen Spielraum bei der Verwendung der Gelder gibt. Manche Schule werde lieber in neue Geschichtsbücher investieren, da die alten Bücher noch die überholte Rechtschreibung haben. Bisher reichte das Geld in vielen Schulen soeben dafür, die Deutschbücher auszutauschen. Auch bei den Atlanten gibt es Probleme. Sie sind so teuer, dass viele Schulen lieber mit veralteten Grenzen vorlieb nehmen als ihrem Budget oder den Eltern die große Ausgabe zuzumuten.

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