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Reinickendorf in Rage. 200 Demonstranten kamen am Morgen, um die Räumung zu verhindern. Die Polizei sperrte die Aroser Allee. Foto: Georg Moritz

© Georg Moritz

Berlin: In einer Woche rückt die Polizei wieder an

In Reinickendorf sollte eine Wohnung geräumt werden. Doch in letzter Minute kam Post vom Gericht.

Die Zwangsräumung in der Aroser Allee in Reinickendorf ist gescheitert. Grund war ein entsprechender Beschluss des Landgerichts, das den Fall bis zum 6. März noch einmal überprüfen will. Zum Protest hatte das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ aufgerufen; der Rauswurf der 67-jährigen schwerbehinderten Rentnerin Rosemarie F. sollte so verhindert werden. Rund 200 Demonstranten versammelten sich ab 8.30 Uhr an der Aroser Allee, Ecke Grindelwaldweg, während etwa 100 Polizisten das Haus weiträumig absperrten. Auch Politiker wie Klaus Lederer, Landesvorsitzender der Linkspartei, und der Berliner Abgeordnete der Piratenpartei, Simon Kowalewski, unterstützten die Aktion. „16 Polizeiautos vor Ort, um die Zwangsräumung einer Schwerbehinderten zu ermöglichen und Reinickendorf zu gentrifizieren“, twitterte Kowalewski. Die Rentnerin selbst war nach Angaben eines Polizeisprechers gar nicht mehr in der Wohnung. Sie habe das Haus am frühen Morgen mit einem Rucksack verlassen.

Bereits vor zwei Wochen hatte es einen Großeinsatz gegeben, als die Wohnung einer Kreuzberger Familie geräumt wurde – zum Ärger vieler Menschen. Dieser Fall ist mit dem in Reinickendorf allerdings schwer vergleichbar: Schon seit längerer Zeit gibt es zwischen Rosemarie F. und anderen Hausbewohnern Probleme. „Sie klingelte nachts an unserer Tür und urinierte ins Treppenhaus“, erzählen Anwohner. Deswegen habe die Vermieterin den sozialpsychiatrischen Dienst informiert. „Die Frau hat es uns nicht einfach gemacht“, sagte Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD): „Die Mitarbeiter haben mehrfach versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen und sogar Nachrichten an ihre Wohnungstür geklebt“. Das Sozialamt hat laut Vermieterin wegen der gescheiterten Kontaktversuche die Zahlungen eingestellt. „Wir haben nicht ein einziges Mal unsere Miete von 350 Euro im Monat erhalten“, sagt sie. Schon Anfang Dezember 2012 sei eine geplante Zwangsräumung gegen Rosemarie F. gescheitert, auch das koste sie Geld.

Die Vermieterin war am Morgen mit der Gerichtsvollzieherin und Behördenmitarbeitern „wegen der angespannten Lage durch einen Hintereingang ins Haus gekommen“. Das Bild, das sich ihr dort bot, werde sie so schnell nicht vergessen: „Ich war entsetzt und habe die Wohnung nicht mehr wiedererkannt. Überall haben sich Berge von leeren Flaschen, Papier, Plastiktüten und anderem Müll gestapelt.“ Laut Polizei war die weitgehend friedliche Demonstration gegen 9.45 Uhr beendet. Gegen drei Männer werde unter anderem wegen Landfriedensbruch ermittelt.

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