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Berlin: In Haft: Ekkehard Lehmann

Ausbrecherkönig warf im Streit mit Steinen nach dem Nachbarn

DREI BERLINER, ÜBER DIE MAN SPRICHT

25 Jahre, neun Monate – und jetzt kommen sicherlich noch ein paar Wochen dazu. Denn seit Montag sitzt Berlins Ausbrecherkönig Ekkehard „Ekke“ Lehmann wieder einmal im Gefängnis. Im Streit mit seinen Nachbarn soll der 57-Jährige wiederholt ausgerastet sein. Zwei Mal warf Ekke Lehmann laut Ermittler „mit Kleinpflastersteinen“ nach den schimpfenden Anwohnern auf dem Balkon, dann beschoss er sie in der Silvesternacht mit Raketen und Böllern. „In dem Streit ging es um Lärm und Rauch“, sagt Justizsprecher Michael Grunwald.

Als junger Mann hatte Ekke Lehmann jahrelang Justiz und Polizei gefoppt und fast einen Justizsenator gestürzt. Mit Delikten wie Fahren ohne Führerschein, Körperverletzung, Vergewaltigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt brachte es Lehmann insgesamt auf ein Vierteljahrhundert Knast – länger als lebenslänglich verurteilte Schwerverbrecher absitzen. Sieben Mal war er aus der Justizanstalt Tegel ausgebrochen, vier Mal aus anderen Gefängnissen – was ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde einbrachte.

Es waren die Ausbrüche, die Lehmann zum Held der Boulevardblätter machten. Weil er Fesseln knackte wie andere Nüsse, über Mauern und Dächer in die Freiheit sprang. Doch auch Ausbrecherkünstler kommen in die Jahre: Beim letzten Mal jedenfalls suchte sich der ergraute Lehmann – da war er 53 Jahre alt – einen neuen, aber nicht weniger erfolgreichen Weg, um dem Gefängnis zu entkommen. Acht Monate saß Lehmann wegen Einbruchs in U-Haft, als ihm im Sommer 2000 der Geduldsfaden riss: Er trat in den Hungerstreik. Außerdem weigerte sich der herzkranke Angeklagte fortan, seine Medikamente einzunehmen. Im Gerichtssaal kam ein Mediziner schließlich zum Schluss, dass Lehmann nicht verhandlungsfähig sei. Der Prozess wurde ausgesetzt, später das Verfahren eingestellt.

In der Gefängnishierarchie konnte Lehmann sich schon früh durchsetzen. Draußen fand er nie die geeignete Rolle, arbeitete mal als Anstreicher, mal gar nicht. In letzter Zeit, sagt der Justizsprecher, soll Lehmann alle paar Monate umgezogen sein. Das unstete Leben hat ihm jetzt die U-Haft eingebracht. „Es besteht Fluchtgefahr.“

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