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Kondolenzbücher für die ermordeten Kinder Elias (Foto rechts) und Mohamed (Foto links).

© dpa

In Trauer entzweit: Potsdam: Gedenkgottesdienst für Elias fiel aus

Der Gottesdienst für Elias in Potsdam fiel aus. Es gibt Streit um die Freistellung der Pastorin.

Der Gedenkgottesdienst in Potsdam für den ermordeten Elias ist am Sonntag ausgefallen. Grund sind Zerwürfnisse zwischen Kirchenkreis und Pfarrerin Ute Pfeiffer aus dem Stadtteil Schlaatz, wo der sechsjährige Junge lebte. Die 55-Jährige ist seit Anfang November vom Dienst freigestellt. Nach Angaben der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) gibt es unterschiedliche Auffassungen „über das Profil ihrer Stelle“.

Die Menschen im Schlaatz hat Pfarrerin Pfeiffer mit ihrer Arbeit erreicht. Es ist ein Problemkiez in Potsdam, wo jeder Vierte von Hartz IV lebt, die Arbeitslosigkeit höher ist als im Rest der Stadt, wo die wenigsten Menschen religiös sind, wo es auch keine eigene Kirchengemeinde gibt. Während der Suche nach Elias gab Pfeiffer den ehrenamtlichen Helfern Halt, leistete Beistand. Das hat Eindruck hinterlassen bei den Menschen.

20 Schlaatzer protestiereten

Helfer schrieben nun einen Brief an den Berliner Bischof Markus Dröge. Am Samstag protestierten 20 Schlaatzer vor der Herbstsynode des Kirchenkreises. Sie wollen, dass Pfeiffer Kiezpfarrerin bleibt. Auf ihren Transparenten stand: „Wie unser Anker für den Schlaatz.“ In einer Petition heißt es: In der schweren Zeit nach dem Verschwinden von Elias im Juli sei Pfeiffer für viele Schlaatzer eine Stütze gewesen.

Kirchenmitglieder haben unterschrieben, Sozialarbeiter, das Bürgerhaus und das Stadtteilmanagement. „Ich konnte sie Tag und Nacht anrufen“, sagte eine Frau mit Kinderwagen. „Nur wegen ihr bin ich auch in die Kirche eingetreten und habe meine Kinder taufen lassen.“

Kein gesonderter Gottesdienst

Joachim Zehner, Superintendent des Kirchenkreises Potsdam, erklärte, die Entscheidung zur Freistellung sei im August gefallen. Grund seien „unterschiedliche Auffassungen über die Schwerpunkte der Arbeit“ – gemeint ist die Zusammenarbeit mit der für den Schlaatz zuständigen Sternkirchengemeinde und die Arbeit im Flüchtlingsheim. Pfeiffer selbst sagte am Sonntag, sie sei Pfarrerin des Kirchenkreises für besondere Aufgaben für die Kirche im Kiez. Und sie habe mit Flüchtlingen gearbeitet, nach Rücksprache mit den Helfern vom Schlaatzer Asylbewerberheim aber im Nachbarschaftstreff, damit die Flüchtlinge herauskommen.

Schon bei der Gedenkfeier für Elias vor einer Woche durfte Pfeiffer keine Rede halten. Pfeiffer findet das befremdlich: Die Menschen beim Gedenken und jene, „die für mich demonstriert haben, hatten lange nichts mit Kirche zu tun. Eigentlich eine Chance für die Kirche“. Für Elias wird es keinen gesonderten Gottesdienst geben. Stattdessen wird seiner in dem jährlich stattfindenden Gottesdienst für verstorbene Kinder am 21. November gedacht.

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