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In vollen Zügen: Senator Körting lehnt Alkoholverbot im Nahverkehr ab

Ein Hamburg wird bald ein Alkoholverbot in Bus und Bahn eingeführt. In Berlin sieht der Senat für so eine Maßnahme keinen Bedarf.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat sich gegen ein gesetzliches Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr ausgesprochen. „Dafür gibt es keinen Bedarf“, sagte eine Sprecherin des Senators am Montag mit Blick auf Forderungen nach einer alkoholfreien Zone in Bussen und Bahnen. Seit Wochen wird über ein grundsätzliches Alkoholverbot im Nahverkehr debattiert. Vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, dem neben der BVG unter anderem die S-Bahn angehört, hieß es, Alkohol in Zügen und auf Bahnhöfen sei ein großes Problem. Ein Verbot könne das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöhen. Die CDU hatte sich für ein härteres Durchgreifen ausgesprochen. Sollte es ein entsprechendes Gesetz geben, würde dies BVG und Bahnen entlasten, schließlich wäre dann die Polizei in der Pflicht.

Schon heute ist nach den Beförderungsbestimmungen der Berliner Nahverkehrsunternehmen untersagt, Speisen und Getränke zu sich zunehmen – die Sicherheitskräfte können das Verbot aber nicht durchsetzen. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, man könne nicht jeden Bus und jede Bahn kontrollieren, dazu reiche das Personal nicht. Außerdem gehe es um störendes Verhalten, nicht um bloßen Konsum. Etwa 20 der mehr als zwei Millionen Fahrgäste nutzten pro Tag die Notrufsäulen, um auf aggressive Fahrgäste aufmerksam zu machen. Von der für die Regional- und S-Bahnen zuständigen Bundespolizei heißt es, dass dort 2009 in Berlin 2290 Körperverletzungen angezeigt worden sind. Im vergangenen Jahr sollen es nur wenig mehr Fälle gewesen sein. Allerdings ist in mehr als 50 Prozent der Fälle Alkohol im Spiel gewesen. Die Verkehrs- und Innenminister der Länder hatten dennoch verlautbaren lassen, dass ein grundsätzliches Alkoholverbot flächendeckend kaum durchsetzbar sei.

In Hamburg will man trotzdem auf breiter Front gegen Trinken im Nahverkehr vorgehen. Der dortige Verkehrsverbund HVV untersagt ab kommendem September in Bussen und Bahnen den Alkoholkonsum und will dieses Verbot rigoros durchsetzen. Die niedersächsische Bahngesellschaft Metronom, die ebenfalls in Hamburg fährt, hat bereits 2009 den Alkoholkonsum in ihren Zügen verboten. „Wir verzeichnen mehr als 50 Prozent weniger Straftaten und 70 Prozent weniger Müll“, sagte eine Sprecherin. In Berlin wird von Polizisten und Verkehrsexperten darauf hingewiesen, dass es in der Hauptstadt ein anderes Publikum gebe, die Fahrgäste seien mit denen in Niedersachsen nicht vergleichbar. Ein striktes Alkoholverbot könnte die zahlreichen trinkfreudigen Partygänger in Berlin außerdem zum Autofahren verleiten, heißt es seitens der BVG.

Unabhängig von einem unwahrscheinlichen Anti-Alkohol-Gesetz werden dennoch mehr Sicherheitsleute im Nahverkehr unterwegs sein. Nach brutalen Übergriffen in U-Bahnhöfen in den vergangenen Monaten sollen künftig 200 Männer und Frauen mehr eingesetzt werden. Demnächst dürften etwa 800 Sicherheitsleute unterwegs sein.

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