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Berlin: Individualverkehr: Autos raus aus dem Szeneviertel

Autos raus aus dem Kneipenviertel rund um den Hackeschen Markt? Solche Pläne werden derzeit in der CDU-Fraktion Mitte diskutiert.

Autos raus aus dem Kneipenviertel rund um den Hackeschen Markt? Solche Pläne werden derzeit in der CDU-Fraktion Mitte diskutiert. Zumindest abends und am Wochenende könnte man Straßen für den Individualverkehr sperren lassen, sagte der Chef der fusionierten CDU-Fraktion desGroßbezirks Mitte, Stephan Tromp. Kneipenbesucher, Gäste von Kinos und Galerien, die derzeit mit ihren Autos die Straßen verstopften und Parkplätze blockierten, sollen damit gezwungen werden, auf Bahn und Bus umzusteigen. Für Anwohner und den Lieferverkehr blieben die Straßen offen. Denkbar seien Durchfahrtssperren an der Kreuzung Neue Schönhauser Straße und an der Gabelung der Oranienburger Straße. Bei den Plänen handle es sich bislang jedoch nur um Gedankenspiele, über die auf einer Klausurtagung gesprochen worden seien, sagte Tromp.

Die Bündnisgrünen in Mitte begrüßen den Vorschlag: Die hohe Verkehrsbelastung am Hackeschen Markt gehe auf Kosten von Fußgängern und Radfahrern, sagte die Grünen-Fraktionssprecherin Ursula Thierfelder. "Da muss schon lange etwas passieren." Auch die künftige Stadtplanungsstadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau (Bündnis 90 / Grüne), steht den Überlegungen aufgeschlossen gegenüber. "Das trifft genau meine Intention". Dubrau verwies auf eine Studie des Planungsbüros Masterplan, die das Bezirksamt Mitte vor einigen Jahren in Auftrag gab. Darin wird empfohlen, Bahnbenutzern, Fußgängern und Radfahrern in der Spandauer Vorstadt mehr Raum zu geben. Der Autor der Studie, Ludwig Krause, sagte, es wäre besser, Straßen nicht zu sperren, sondern sie zu verengen und Ampeln so zu steuern, dass weniger Autos in die Gegend hineinfahren könnten.

Die amtierende SPD-Fraktionsvorsitzende von Mitte, Brunhilde Wildegans, sagte, sie fände es "super", die Spandauer Vorstadt vom Autostrom zu entlasten. Vor allem an Sommerabenden gebe es an den Randstreifen fast keinen freien Fleck, an dem nicht Autos parken, stünden die Autos auf den Straßen Stoßstange an Stoßstange.

Die Sprecherin der Stadtplanungsverwaltung, Petra Reetz, sieht bei den Erwägungen der CDU rechtliche Probleme. Man könne einer Verkehrsstraße wie der Oranienburger Straße nicht einfach ihre Funktion nehmen. Zeitweise Sperrungen zum Beispiel für Feste seien Ausnahmen. Würde man die Zufahrt zum Hackeschen Markt nur Anliegern erlauben, wäre das Verkehrsproblem nicht gelöst. Denn zu diesem Kreis zählten auch Kneipengäste.

Wesentlich konkreter sind Pläne des Bezirksamts, für das Parken in der Spandauer Vorstadt Gebühren zu verlangen. Auch die "Parkraumbewirtschaftung" soll den Zustrom von Autos nach Mitte bremsen. Eine vorbereitende Untersuchung von TU-Verkehrsplanern liegt vor. Die Grüne Ursula Thierfelder rechnet damit, dass die Parkscheinautomaten im Frühsommer 2001 aufgestellt sein könnte. Dabei wird erstmals in Berlin erwogen, auch abends Gebühren zu nehmen.

Tobias Arbinger

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