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Berlin: Informierter BVGer kümmerte sich nicht um Messerstecherei auf U-Bahnhof

Das Nichteingreifen eines BVG-Mitarbeiters hätte am Mittwochabend einen Menschen das Leben kosten können. Auf den Hinweis eines Fahrgastes, dass auf einem U-Bahnhof ein Mann ins Gleis gesprungen und auf dem Bahnsteig eine Schlägerei stattfinde, erklärte ein Busfahrer: "Dafür bin ich nicht zuständig".

Das Nichteingreifen eines BVG-Mitarbeiters hätte am Mittwochabend einen Menschen das Leben kosten können. Auf den Hinweis eines Fahrgastes, dass auf einem U-Bahnhof ein Mann ins Gleis gesprungen und auf dem Bahnsteig eine Schlägerei stattfinde, erklärte ein Busfahrer: "Dafür bin ich nicht zuständig". Der Fahrgast hatte ihn gebeten, über Funk die Leitstelle zu informieren. Ohne sich weiter darum zu kümmern, fuhr der Busfahrer weiter.

Auf dem personalfreien U-Bahnhof Hansaplatz war ein 19-jähriger Mann durch einen Messerstich nach Angaben der Polizei lebensgefährlich verletzt worden. Der 15-jährige Täter war nach einem Streit unter mehreren Jugendlichen nach dem Messerstich aufs Gleis gesprungen.

Eine der auf den personalfreien Bahnhöfen aufgestellten Notrufsäulen wollte die Zeugin des Streites nicht benutzen, weil sich die Jugendlichen unmittelbar davor stritten. Sie verließ deshalb den Bahnsteigbereich und bat an der Haltestelle den Fahrer eines Busses der Linie 341, Hilfe zu holen, was dieser ablehnte. Den Notruf 110 der Polizei hatte die Frau nicht genutzt, weil sie annahm, der direkte Weg über die BVG sei auch der schnellste. Später informierte sie die Telefonzentrale der BVG, die ihr zusätzlich riet, sich schriftlich beim "Qualitätsmanagement" zu beschweren.

Der BVG war auch gestern Nachmittag von den Auseinandersetzungen und dem Messerstich auf dem U-Bahnhof nichts bekannt. Auch der Sicherheitsbeauftragte Horst Winkler kannte den Vorfall nicht. Der schwer verletzte Jugendliche war von seinen Begleitern ins Krankenhaus gebracht worden.

Der Täter stellte sich in Begleitung seiner Mutter am späten Abend auf einem Polizeiabschnitt. Hintergrund der Tat war ein zunächst harmlos erscheinender Streit. Nach Darstellung der Polizei hielt sich der 15-Jährige mit Freunden gegen 20.50 Uhr auf dem Bahnsteig auf, als das spätere Opfer hinzukam und ihn schubste. Beide kennen sich flüchtig. Daraus entstand ein handfester Streit, in dessen Verlauf der 15-Jährige einen Faustschlag ins Gesicht erhielt. Der Jugendliche zog seinerseits ein Messer und stieß es dem 19-Jährigen in den Bauch. Anschließend sprang der Täter auf das Gleis und flüchtete aus dem Bahnhof. Auf seiner Flucht warf der 15-Jährige das Messer an der Altonaer Straße in eine Grünanlage. Dort wurde es später von der Polizei gefunden.

Die BVG ermittelte nach Angaben ihres Sprechers Klaus Wazlak am Nachmittag nach der Information durch den Tagesspiegel den Busfahrer, der mutmaßlich nicht reagiert hatte. Er habe aber noch nicht befragt werden können, sagte Wazlak. Zunächst hieß es, der Fahrer könne wahrscheinlich gar nicht ermittelt werden, weil sich die Zeugin nicht das Kennzeichen des Busses notiert hatte.

Der Fahrer hätte über Funk die Busleitstelle informieren können, bestätigte Wazlak. Diese hätte dann bei der U-Bahn veranlassen können, dass die U-Bahn gestoppt wird. Einen direkten Kontakt zwischen den Bussen und der U-Bahn-Leitstelle gibt es nicht. Und auf den meisten U-Bahnhöfen gibt es seit Jahren kein ständig präsentes Personal mehr, was die BVG aber ändern will (siehe unten).

Anfang Mai war auf dem S-Bahnhof Bellevue ein Mann von einem Zug überfahren und tödlich verletzt worden, weil nach Angaben einer Zeugin auch dort ein Mitarbeiter trotz dringender Aufforderung nicht eingegriffen hatte.

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