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Berlin: Innovativer Haarspalter

30 Jahre alt und in der Weltliga der Wissenschaftler: Berliner gehört zu den 100 ideenreichstenForschern

Wenn deutsche Bildungspolitiker sich einen Vorzeige-Forscher ausdenken müssten, dann käme garantiert Stefan Hecht heraus. Der Chemiker hat an der Berliner Humboldt-Universität studiert, wechselte kurz nach Berkeley, kam dann aber wieder in seine Heimatstadt zurück und forscht jetzt an der Freien Universität. Mit dreißig Jahren wurde er nun in eine Art Weltelf der Wissenschaften gewählt: Die Zeitschrift „Technology Review“ des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) setzte ihn auf die Liste der 100 so genannten Top-Innovatoren.

Gestern wurde Hecht in Boston geehrt. Ob ihn die Auszeichnung, die jedes Jahr an junge Unternehmer und Wissenschaftler unter 35 vergeben wird, überraschte – diese Frage übergeht er im Gespräch rasch. Er erzählt lieber gleich, woran er forscht. Hecht untersucht nanometergroße Makromoleküle. Unter diesen Teilchen, die so winzig wie ein zehntausendfach gespaltenes Haar sind, können sich wohl nur wenige etwas vorstellen. Die von ihm entwickelten Verfahren könnten allerdings dazu beitragen, noch leistungsfähigere Computerchips zu produzieren.

„Man muss als Forscher ein bisschen spielen und seine Phantasie schweben lassen“, sagt Hecht. 1991 nahm der Köpenicker das erste Mal an dem Wettbewerb „Jugend forscht“ teil und untersuchte, welche chemische Reaktion Glühwürmchen zum Leuchten bringt.

Nun stellt sich der Laie unter Typen wie Hecht meistens menschenscheue Forscher mit wirren Haaren vor, die nur an ihre Experimente denken. Doch das mit den wirren Haaren stimmt bei Hecht sowieso nicht (die sind glatt und kurz), und unter dem Kittel des Naturwissenschaftlers schlägt das Herz eines Romantikers. Denn obwohl es ihm in den USA so gut gefallen hat, kehrte er nach Deutschland zurück – und zwar aus Liebe: Seiner Frau gefiel das Leben jenseits des Atlantik nicht. In Berlin ermöglichte ihm ein hoch dotiertes Programm der Bundesregierung, an der FU eine siebenköpfige Forschergruppe aufzubauen. Die Aufnahme in die Liste der 100 Top-Innovatoren sieht er als Bestätigung, dass „man natürlich auch in Deutschland gut forschen kann“ – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Aus Berlin zieht er dennoch demnächst weg: Er setzt seinen Aufstieg in die wissenschaftliche Weltliga am Max-Planck-Institut in Mülheim an der Ruhr fort.

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