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Berlin: Insel der Unglückseligen

Die Opposition fordert Transparenz bei der verzögerten und verteuerten Neugestaltung der Museumsinsel.

Höhere Kosten, längere Bauzeit – die Sanierung des Pergamonmuseums und der Neubau des Zentralen Empfangsgebäudes für das zum Weltkulturerbe zählende Ensemble auf der Museumsinsel bereiten heftige Probleme. „Chaos in der Planung und Intransparenz bei der Vermittlung“ von Stand und Entwicklung der „Großbauprojekte im Bereich Kultur“ wirft Grünen-Abgeordnete Agnes Krumwiede der Regierung sogar vor – und befürchtet eine „Fortsetzung der Berliner Pleiten-, Pech- und Pannenserie bei Großprojekten unter Beteiligung des Bundes“.

Um das zu verhindern, fordern die Grünen „stärkere Kontrolle und mehr Transparenz, zum Beispiel durch regelmäßige Berichterstattung gegenüber den verantwortlichen Ausschüssen des Deutschen Bundestages“. Verlässliche Finanzplanung und transparente Kommunikation vermisst die Bundestagsabgeordnete „auch bei der Rekonstruktion des Schlosses“, das zurzeit auf der Spreeinsel südlich von den Museen errichtet wird. Wie berichtet, war bereits die Hälfte des Gesamtbudgets für den Bau der mehr als 10 000 Quadratmeter großen James-Simon-Galerie verbraucht – fast ein Jahr bevor überhaupt der Grundstein für das Gebäude gelegt werden kann.

Wie berichtet, arbeiten Taucher und Experten noch an einem tragfähigen Fundament für das Empfangsgebäude für Besucher des Museumsensembles und kämpfen gegen Grundwasser und „eiszeitliche Auswaschungen“. Das Bundesamt für Bauwesen will die bereits bekannten Zusatzkosten nicht nennen, bevor sie – wie vorgeschrieben – Bundesregierung und Bundestag vorgelegt werden.

Auf eine Schätzung der möglichen Zusatzkosten wollen sich auch Bauexperten nicht einlassen. Für gewöhnlich verschlingen Rohbau und Innenausbau den allergrößten Teil des Budgets von Neubauten – demnach müssten die Kosten von 71 Millionen Euro um gut die Hälfte steigen. Im kommenden Jahr werden weitere Zusatzkosten und zwar für die mit 385 Millionen Euro bezifferte Sanierung des Pergamonmuseums dem Bundestag vorgelegt. Schuld seien hier nicht Probleme beim Bau, sondern der Anstieg der Baupreise seit dem Jahr 2007, als die Kosten ermittelt wurden, so das Bundesamt für Raumordnung. Den Indizes von Bauverbänden ist zu entnehmen, dass die Preise in den vergangenen sechs Jahren um mehr als zehn Prozent stiegen.

Die gute Nachricht ist: Bei der gerade erst gestarteten Sanierung des Pergamonmuseums läuft bisher alles glatt. Der Zeitplan sei sogar überarbeitet und gestrafft worden. Nun will das Bundesamt, das im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Projekt steuert, bereits im Jahr 2025 das – gemessen an den Besucherzahlen – beliebteste Berliner Museum übergeben.

Auch bei den Arbeiten für die Rekonstruktion des Schlosses läuft nach Angaben des Chefplaners Manfred Rettig alles nach Plan. Die „Düsenstrahlsohle“, auf die sich der Neubau stützt, werde zurzeit ins Erdreich eingespritzt.  

„Wir bedauern die Verzögerung“, sagte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) auf Anfrage. Der Senat wisse aber um die „objektiven Schwierigkeiten“ des Berliner Baugrundes. „Ich denke, das Ergebnis wird uns für die verlängerte Wartezeit mehr als entschädigen“, so Schmitz. Ralf Schönball

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